Singapur - Zur reichen Tropenstadt Singapur gehören neben dem diskreten Finanzplatz, dem weltweit zweitgrößten Containerhafen (nach Schanghai) auch Singapore Airlines. Die Fluglinie zählt zu den weltweit besten und profitabelsten Airlines, obwohl der Heimmarkt weitaus kleiner ist als jener der schwer defizitären Austrian Airlines: Allerdings hat der Stadtstaat mit rund fünf Millionen Einwohnern (davon zwei Millionen Ausländer) auch die weltweit höchste Millionärsdichte.

Einer der Gründe, warum Singapore Airlines es schafft, seit Jahrzehnten erfolgreich zu sein, skizziert Europasprecher Peter Tomasch im Gespräch mit dem Standard bei einer Pressereise folgendermaßen: "Bei uns gibt es keinen politischen Nepotismus und keine Würden- und Funktionsträger; sämtliche Führungspositionen sind mit Fachleuten besetzt. Wir haben lediglich drei Flugzeugtypen, (seit einer Woche fliegt der A380 ab Frankfurt Richtung Singapur; Anm.), mehrheitlich Langstreckenflieger, eine schlanke Verwaltung - der Einzige, der bei uns ein Dienstauto hat, ist der Generalmanager. Und wir sind kompromisslos bei Investitionen in das Produkt und das Service."

Singapore Airlines ist mit jährlich 16 Millionen Passagieren größer als die AUA mit gut elf Millionen und sie gehört mehrheitlich zum "Tafelsilber" des Staatsfonds Temasek. Temasek wird von Ho Ching geleitet. Sie ist die Frau des Premierministers Lee Hsien-Loong, dessen Vater wiederum den Schwesternfonds GIC (Government of Singapore Investment Corp.) überwacht. Rund ein Drittel des von Temasek verwalteten Vermögens von 85 Milliarden Euro ist in Singapur investiert, 45 Prozent entfallen auf das restliche Asien. Investments in Europa und USA rangieren weit hinten.

Sicherer Kapitalhafen

Seit die Finanzkrise Europa und die USA erfasst hat, ist die Äquatorinsel sicherer Zufluchtsort für Kapital aus den Nachbarländern, vor allem aus Indonesien, aber auch aus Europa: Die Politik ist verlässlich, das Rechtssystem intakt, die Steuern niedrig und die Ausbildung vorbildlich. Singapur gehört zu den vier Finanzzentren Asiens, neben Schanghai, Hongkong und Tokio.

"Nach Monaco gehen die Leute, um Steuer zu sparen, nach Singapur, um Geld anzulegen", erzählte ein Ex-Banker, der seit 15 Jahren in Singapur lebt. Das Bankgeheimnis werde hochgehalten. Er erinnere sich nicht, dass jemals Auskunft über eine Person seitens eines anderen Staates gegeben, geschweige denn beantragt worden sei. "Wer Geld nach Singapur bringt, muss sich registrieren lassen, alles weitere unterliegt dem Bankgeheimnis", sagte der Insider.

Singapore Airlines fliegt Wien seit dem Jahr 2000 nicht mehr an, daran wird sich auch so schnell nichts ändern. Die weltweit düsteren Wirtschaftsaussichten, die hohen Kerosinpreise sowie die geringen Buchungen plagen freilich auch Singapore Airlines. Tomasch: "Es ist eine große Unsicherheit im Markt, und das spiegelt sich in den Buchungen wider."

Nichtsdestotrotz sind die Wachstumsaussichten in Asien bedeutend größer als in Europa: Bis zum Jahr 2021 wird damit gerechnet, dass in Südostasien 400 Milliarden Euro für Reisen ausgegeben werden. Vor allem Chinesen und Inder werden demnach in die boomenden Regionen unterwegs sein. Etwa die Hälfte der Haushalte in China wird bis 2020 zur kaufkräftigen Mittelklasse gehören. In Indien dürften sich die Konsumausgaben in den nächsten 20 Jahren vervierfachen.

Bei der chronisch defizitären AUA kann von Wachstum keine Rede sein: Laut "Wirtschaftswoche" will die Lufthansa Einkauf, Personalverwaltung, Controlling und IT in der Gruppe stärker bündeln. Betroffen sei vor allem der Einkauf für AUA, Swiss und Germanwings. Wie berichtet, wehren sich Gewerkschaft und AUA-Belegschaft derzeit erbittert gegen geplante Änderungen bei den Kollektivverträgen. Die Swiss startet indessen eine neue Produktstrategie, die am Dienstag präsentiert wird. (Claudia Ruff, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 23.1.2012)