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Unter diesem Foto war in der Süddeutschen anfänglich folgender Text zu lesen. "Ob Richard Lugner, der natürlich mit seiner Anastasia Sokol, genannt "Katzi", zum Filmball kommt, sich in der Münchner Gesellschaft wohl fühlen würde? Der Bauunternehmer veranstaltet jedes Jahr den Wiener Opernball - und der ist deutlich glamouröser als der Münchner Filmball."

Foto: dapd/Joerg Koch

Das schöne am Internet: Alles, was man per Suchmaschine finden kann, ist wahr. Und wird weitererzählt. Also stimmt auch, was die "Süddeutsche" (zumindest online) verkündet. Am Sonntag enthüllte die "SZ" in ihrem Online-Münchenressort diese eine letzte Wahrheit. Und zwar so selbstverständlich und unaufgeregt, dass die Sensation glatt in einem Nebensatz verkümmerte: "Der Baumeister veranstaltet jedes Jahr den Wiener Opernball", stand da.

Infight am roten Teppich

Auf dem dazugehörigen Foto war Richard Lugner im innigen Infight mit "seinem" Katzi (weniger bekannt als Anastasia Sokol) auf dem Red Carpet des Deutschen Filmballs zu sehen. Das Bild war eben dort gemacht worden, wo Gesllschaftsberichterstattung immer öfter stattfindet, wenn Sponsoren sicher gehen wollen, dass ihre Logos im Bild sind. Die Organisatoren wollen ja vermeiden, dass nicht "medienpartnerschaftlich" an die Texte-und-Bilder-vorher-freigebenlassen-Kandare genommene Journalisten erzählen, wer dann tatsächlich was mit wem tut. Oder dass die Promis gleich wieder verschwinden - durch den Hintereingang, nach Erfüllung der vertraglich vereinbarten, oft genug auch über Umwege bezahlten PR-Pflicht.

Vor dem Hotel Bayrischer Hof dürften also Richard und Anastasia am 21. Jänner eine filmreife Einmarschszene hingelegt haben. Inklusive Kuss. Mehr noch: "Katzi" scheint "Mörtel" ihre Hand ans Gemächt legen zu wollen - und der versucht mit aller Kraft, die Hand zu stoppen. (Oder zieht gar der Baumeister die Hand der Dame zu sich? Egal.)

Sonnabend am Samstag

Die Szene jedenfalls fand sich - zumindest bis Montagfrüh - als 10. Bild einer 22 Bilder umfassenden Diaschau über den Ball auf der Seite der Süddeutschen. "Ganz großes Kino" so der originelle Titel. Der Teaser: "Felicitas Woll gewährt tiefe Einblicke, Horst Seehofer schwingt das Tanzbein und einer kommt, mit dem niemand gerechnet hat: Wie Deutschlands Prominenz auf dem Filmball im Bayerischen Hof gefeiert hat. Impressionen von Lisa Sonnabend. "

Tatsächlich wird dann weniger vom Feiern der Promis drinnen als vom "Buhlen der Fotografen um das beste Bild" auf dem Red Carpet erzählt. Und weil "in diesem Jahr kein einziger Hollywoodstar an die Isar" kam, hat dann - zwar erst nach Name-der-Rose-Regisseur Jean-Jacques Annaud, aber immerhin noch vor Uschi Glas und Horst Seehofer, der unvermeidliche Baumeister seinen Auftritt.

Und sein Outing - als Veranstalter jenes Balles, von dem die bayrische Red-Carpet-Onlinekorrespondentin der "SZ" noch eine zweite Wahrheit zu erzählen weiß: Der Opernball ist "deutlich glamouröser als der Münchner Filmball". Vermutlich stimmt zumindest das. Und zwar sogar dann, wenn dem "Veranstalter" die Gäste auch heuer wieder scharenweise davonlaufen. Aber das ist eine andere Geschichte - und die wird ohnehin jedes Jahr erzählt. (Thomas Rottenberg, derStandard.at, 23.1.2012)