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Arnie in Kitzbühel und Güssing

Foto:Kerstin Joensson/AP/dapd

Das Wochenende stand im Banne zweier Personifikationen, wie sie der österreichischen Seele nicht angemessener sein könnten. Ermattet von der Schuldenbremserei ließ sich die öffentliche Aufmerksamkeit willig zwischen HC, der in Salzburg seine politischen, und Arnie, der nach Kitzbühel in Güssing seine ökologischen Phrasen drosch, hin- und herreißen. Leider ging das ein wenig zulasten eines Radiodoktors namens Hengstschläger, der ausgerechnet in dieser heißen Phase der Lokalgeschichte versuchte, mit originellen pädagogischen Ansichten zu punkten, für die ein Terminator und ein Möchtegern-Terminator als die besten Belege dienen: Nur die außergewöhnliche Begabung zählt! Den heimischen Medien war die Mühe, das Gebotene in Worte zu fassen, deutlich anzumerken.

War Arnold Schwarzenegger beträchtlichen körperlichen Strapazen ausgesetzt, ging Strache dafür bis an die Grenzen seiner geistigen Leistungsfähigkeit, und gelegentlich sogar darüber hinaus. So druckten die "Salzburger Nachrichten" seinen Satz ab: Ja, ich stelle den Führungsanspruch, aber offensichtlich nur als Zwischenschritt, denn vielleicht mache ich nachher etwas Schriftstellerisches. Das war kein Hörfehler, denn in der "Presse" vom Samstag wiederholte er nicht nur dieses Angebot, sondern erweiterte es: Wer weiß, vielleicht werde ich Schriftsteller. Oder Kabarettist. Vieles ist möglich. Nach einer Kanzlerschaft ist das Leben ja nicht zu Ende.

Ein anderer großer Führer machte erst etwas Schriftstellerisches, ehe er nach diesem Zwischenschritt den Führungsanspruch stellte, aber Kabarettist – so hoch wollte selbst er nicht greifen. Wer mit seinen humoristischen Leistungen schon jetzt auf mehr als zwanzigprozentige Umfragebegeisterung stößt, sollte vielleicht auf den Zwischenschritt über das Kanzleramt verzichten und gleich den Führungsanspruch in der heimischen Kabarettszene stellen.

Ist der eine von der Schriftstellerei noch mehr als einen Zwischenschritt entfernt, konnte der andere mit "I'm back" auftrumpfen. Die Belastungsresistenz eines Terminators wird in Kitzbühel auf eine harte Probe gestellt. Die "Krone" hat das schon Wochen zuvor geahnt, als sie sein Erscheinen herbeiflehte. Und was sah "Österreich"? Arnies kuriose Quartiersuche. Der Ehe-Terminator soll ab heute dem Kitz-Weekend den Glamour-Stempel aufdrücken. Die Hotelsuche wurde zum Spießrutenlauf. Da war er noch gar nicht gelandet. Aber dann: In Österreich gelandet. Vier Partys an einem Abend. Besuch am Grab des toten Bruders. Womit allein "Österreich" Arnies trauriges Kitz-Geheimnis ebenso enthüllte wie Arnie im Kuh-Stall, Arnie mit Niki Lauda in der Stanglalm im Stanglwirt, Arnie bei der Clicquot-Party und Arnie bei der Audi-Night. Aber zuerst ging er Schuhe kaufen, denn wie die "Krone" gleichzog, wollte sich der "Terminator" noch standesgemäß einkleiden. Was für einen Angehörigen des Terminatorenstandes gar nicht leicht ist. Beim Kitzbüheler Trachtenexperten ließ er sich zahlreiche Modeartikel vorführen. Einen Mantel mit Hamsterfell wollte man ihm zeigen, hieß es im Vorfeld. Der hätte ihn sicher passend gekleidet. Geworden sind es dann unter anderem kultige Bergschuhe. Die brauchte er später in Güssing, wo er, wieder laut "Österreich", Umweltminister Niki Berlakovich Rosen streute: "Er ist ein hervorragender Leader". Die beiden diskutierten eine mögliche Beraterrolle von Arnie.

Statt diesen Triumphzug des Kitzinators, mit dem der "Kurier" den Gipfel des medialen Schwachsinn erklomm, in seiner tieferen Bedeutung zu würdigen, begab sich der Chefredakteur der "Presse" wieder einmal auf das Nebengeleise seiner freiheitlichen Obsessionen. Lasst Strache und sein Team arbeiten! forderte er in seinem Samstag-Leitartikel freie Bahn für den Kabarettisten in spe, wofür er sich einen österreichischen Durchschnittsantifaschisten konstruierte, dem es eins auszuwischen gelte, und sei es um den Preis eines Bundeskanzlers Strache. Wohl ist Heinz-Christian Strache ein ehemaliger Neonazi, und dass er kein Programm im herkömmlichen weltanschaulichen Sinn hat, ist wahr. Auch ist in den klassischen Begrifflichkeiten das, was Straches Partei in einzelnen Fragen vertritt, am ehesten eine Art nationaler Sozialismus. Daher logisch, nein logischer, kompakter und effizienter wäre vermutlich eine aus FPÖ und SPÖ gebildete Regierung. Man wüsste dann wenigstens, woran man ist. Besser wäre es vermutlich, man wüsste das vor der Abfassung eines Leitartikels. (Günter Traxler, DER STANDARD; Printausgabe, 24.1.2012)