Innsbruck - Das Innsbrucker Kellertheater will sich beherrschenden Themen wie Finanz-, Banken- und Schuldenkrise stellen. Nun hat sich Elmar Drexel, Gründungsmitglied und ehemals langjähriger Leiter des Theaters, des Themas angenommen und den Roman Wir schlafen nicht der österreichischen Autorin Kathrin Röggla adaptiert.

Darin finden sechs Vertreter der Consulting-Branche auf einer Fachmesse zusammen und monologisieren in neoliberalem Wirtschaftsjargon über Workflow, Betriebswirtschaftslehre, Agenturen, Freisetzung von Mitarbeitern, Exit-Szenarien und so weiter.

Man erfährt, dass sie ihren Workload nur durch Quick Eating und Short Sleeping schaffen und sich ihr Privatleben auf Friday-in, Monday-out reduziert. Dazu gibt es Tipps wie: ein Auto immer um eine Kategorie unterhalb jenes des Chefs anschaffen.

Drexel behält Rögglas Stil bei. Alle Protagonisten sprechen in indirekter Rede und von sich selbst in der dritten Person. Aber er verdichtet den Text auf vier Darsteller. Johannes Gabl gibt überzeugend den arroganten Partner mit Macho-Gehabe. Walter Ludwig erscheint anfänglich als abgeklärter Senior Associate, verliert aber zunehmend die Kontrolle über sich selbst.

Claudia Widmann, die Key-Account-Managerin, geht bei Alkoholgenuss jegliche Selbstachtung verloren und schreckt vor peinlicher Anmache nicht zurück. Andrea Sachs, die hysterische Praktikantin, hat es als blutige Anfängerin schwer im Kreis der Routiniers.

Frajo Köhle an der Gitarre und Jakob Köhle an der Percussion verpassen dem trockenen Business-Geschwafel den gewissen Groove im Kochoutfit. Das Ende kommt schließlich abrupt. Als der Senior Associate von den bevorstehenden Freisetzung erfährt, knallt bei ihm die Sicherung durch. (Dorothea Nikolussi-Salzer, DER STANDARD - Printausgabe, 24. Jänner 2012)