Wien - Für kommenden Dienstag (31. Jänner) ist ein Krisengespräch zwischen der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp), dem Schlecker-Österreich-Prokurist Andreas Kozik und der Betriebsrätin der Drogeriekette angesetzt, sagte GPA-djp-Vizechef Karl Proyer. Die Gewerkschaft will sich auf alle Eventualitäten vorbereiten, auch wenn der Konzern gestern betonte, dass das Auslandsgeschäft, darunter auch Österreich, von der Insolvenz nicht betroffen ist. Für die rund 3.000 Beschäftigten hat die GPA in ganz Österreich Beratungsteams zusammengestellt. Außerdem stehe man in engem Kontakt mit der deutschen Gewerkschaft Verdi, so Proyer.

Auch wenn das Geschäft in Österreich gut läuft, kann die Insolvenz in Deutschland die 100-prozentige Österreich-Tochter mit in den Abgrund reißen. Schlecker-Österreich hängt beim Einkauf an Deutschland. Die Deutschen wiederum kaufen über die Einkaufsgemeinschaft Markant ein, die größte Gläubigerin ist.

Schon im Geschäftsbericht 2010 halten die Wirtschaftsprüfer von KPMG im Bestätigungsvermerk für Österreich fest: "Ohne unseren Bestätigungsvermerk einzuschränken, weisen wir darauf hin, dass der Fortbestand der Gesellschaft sowohl auf Grund der Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen als insbesondere auch wegen der wirtschaftlichen Verflechtung mit der Anton Schlecker, Ehingen, vom Fortbestand der Anton Schlecker, Ehingen, abhängig ist." 2010 beliefen sich die Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen auf 169 Mio. Euro. Dem stand ein Eigenkapital von 168 Mio. Euro gegenüber.

2010 setzte Schlecker in Österreich rund 432 Mio. Euro um, um rund fünf Prozent weniger als im Jahr davor. Das Betriebsergebnis (Ebit) sowie das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) halbierten sich gegenüber 2009. Unterm Strich blieb ein Jahresüberschuss von rund 8,7 Mio. Euro.

Schlecker ist von der Anzahl der Standorte her zwar nach wie vor die Nummer 1 in Österreich, nicht jedoch nach Umsatz betrachtet, so der Standortberater RegioPlan. Der Drogeriehändler expandierte bis Ende der 90er Jahre kräftig und hielt im Jahr 2005 in Österreich bei etwa 1.200 Niederlassungen. Kurz danach begann der Schrumpfkurs, rund 250 Filialen verschwanden von der Bildfläche. Aktuell gibt es in Österreich zwischen 930 (RegioData Zahlen) bis 970 (Unternehmensangaben) Standorte. Nach Umsatz betrachtet hat Bipa hierzulande die Nase vorne, gefolgt von DM und Schlecker. (APA)