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Karl-Heinz Grassers (für ihn gilt die Unschuldsvermutung) Stiftungsvermögen soll rund 9,28 Millionen Euro schwer sein. Von diesem Betrag seien "maximal 4,38 Millionen in Österreich versteuert worden".
Wien - Die Wiener Wochenzeitung "Falter" veröffentlicht in ihrer neuen Ausgabe "brisante Akten" aus dem Strafverfahren gegen Karl-Heinz Grasser. Die dem "Falter" zugespielten Dokumente liegen demnach dem Nationalrat in Vorbereitung des U-Ausschusses vor.
Verdacht auf Bestechungsgeld
Die Staatsanwaltschaft fand laut dem Bericht heraus, dass Grasser jene 500.000 Euro, die er von seiner Schwiegermutter zur Veranlagung entgegengenommen haben soll, gar nicht selbst bei der Meinl Bank einzahlte, wie er stets beteuerte. In Wahrheit soll der Schweizer Treuhänder Heinrich Schwägler rund 330.000 Euro bei der Meinl Bank eingezahlt haben. Ein entsprechender Einzahlungsbeleg liege der Zeitung vor. Schwäglers Anwalt, der zugleich auch Grassers Stiftungen in Vaduz verwaltet, versuchte bekanntlich beschlagnahmte Akten im Fall Grasser in Vaduz zu entwenden. Das führte zu einer Staatsaffäre in Liechtenstein. Die Staatsanwaltschaft vermutet nun, dass jene 500.000 Euro, die Grasser bei Meinl eingezahlt hat, gar nicht von seiner (sich der Aussage entschlagenden) Schwiegermutter stammen, sondern Bestechungsgeld sein könnten.
Novomatic und die Beratungsleistungen
Brisant seien auch die Ermittlungen der Justiz im Zusammenhang mit Zahlungen des niederösterreichischen Glüsksspielkonzerns Novomatic für "Beratungsleistungen" in der Höhe von 465.000 Euro. Die Staatsanwaltschaft vermute hier das Delikt der Geschenkannahme durch Grasser, heißt es in dem Bericht. Er und ein Mitarbeiter hätten im Jahr 2006 in einem "überfallsartigen Vorgehen" (Staatsanwaltschaft) versucht, eine Änderung des Glücksspielmonopols durchzusetzen. Auch der ÖVP-Abgeordnete Günter Stummvoll sprach in einer Zeugeneinvernahme von einem "Überrumpeln" des ÖVP-Klubs.
Wie der "Falter" berichtet, wurden Novomatic-Gelder ab dem Jahr 2007 an die Firma Valora Solutions bezahlt, bei der Grasser neben Peter Hochegger und Walter Meischberger Mitgesellschafter war. Von der Valora Solutions floss das Geld schließlich an die Firma "1040" von Meischberger. Grasser will davon nichts gewusst haben: "Ich habe von den Initiativen des Walter Meischberger und des Peter Hochegger nichts mitbekommen", sagte Grasser im Verhör. Er habe "keinen Cent" erhalten. Bei den Geschehnissen im Parlament habe es sich um einen "üblichen parlamentarischen Vorgang" gehandelt, so Grassers Anwalt Manfred Ainedter. Auch Novomatic-Verantwortliche weisen in Einvernahmen sämtliche Bestechungsvorwürfe zurück.
In Sachen Dorotheum-Privatisierung
Pikant sei im Grasser-Akt auch eine Aussage von Grassers Ex-Mitarbeiter Michael Ramprecht zur Privatisierung des Dorotheums. Ramprecht berichtet von einem angeblichen Gespräch mit dem Kärntner Unternehmer Erwin Soravia. "Erwin Soravia", so Ramprecht, "hat mir mindestens drei- oder viermal zum Teil im Vier-Augen-Gespräch (...) erzählt, dass 'mein Freund KHG' immer ausschließlich Cash genommen hat. Ich fragte, wofür, und er teilte mir mit, dass er im Zuge des Kaufes des Dorotheums Bargeld - nicht zu wenig - cash direkt an KHG übergeben habe." Sowohl Soravia als auch Grasser bestreiten diese Bestechungsvorwürfe vehement.
Wie die Stadtzeitung weiters berichtet, kannte Grasser auch Christian W., jenen Hypo-Bank-Manager, der enorme Bargeldbeträge an Grassers Trauzeugen Meischberger im "Hotel am Stephansplatz" im Kuvert übergeben hatte. Grasser lernte den Geldboten bei einem Polospiel in Kärnten kennen.
Grassers Stiftungsvermögen, so hält übrigens das Finanzamt fest, soll rund 9,28 Millionen Euro schwer sein. Von diesem Betrag seien "maximal 4,38 Millionen in Österreich versteuert worden". (red, derStandard.at, 24.1.2012)