Bukarest - Mehr als 2.500 entlassene Militärbeamte und Reservisten haben am Dienstag an einem Protestmarsch durch die rumänische Hauptstadt Bukarest teilgenommen. Eine Delegation der Demonstranten deponierte beim Sitz des öffentlich-rechtlichen Fernsehens (TVR) eine Petition, in der sie den Rücktritt von Staatschef Traian Basescu, von Premier Emil Boc, die Abhaltung vorgezogener Neuwahlen und die "Wiederherstellung der Nationalwürde" verlangen.

Diese Forderungen stimmen mit jenen der Demonstranten überein, die sich seit fast zwei Wochen täglich in der Hauptstadt Bukarest und in mehreren Großstädten versammeln, um gegen das harte Sparpaket zu protestieren. Auch forderten die früheren Militärbeamten den Rücktritt der Führung des "antinationalen" öffentlich-rechtlichen Fernsehens, das die Bevölkerung desinformiert habe. Die Gewerkschaft der entlassenen Militärbeamten und Reservisten (SCMD) hatte ursprünglich 10.000 Teilnehmer aus Bukarest und dem ganzen Land angekündigt. Laut der SCMD-Webseite wollen deren Vertreter bis Ende Jänner täglich vor dem Präsidialpalast protestieren.

Am Bukarester Universitätsplatz versammelten sich auch am Dienstag erneut einige Hundert Demonstranten gegen das Sparpaket - es ist mittlerweile der zwölfte Tag der Straßenproteste. Die Demonstrationen in Bukarest hatten am 13. Jänner begonnen, als Solidaritätskundgebungen mit dem Unterstaatssekretär Raed Arafat, der aus Protest gegen das neue Gesundheitsgesetz zurückgetreten war. Inzwischen hat die Regierung das Gesetzesprojekt zurückgezogen und Arafat wieder in sein altes Amt eingesetzt. Die Proteste verwandelten sich jedoch in einen Aufruhr gegen das politische System und die durch die Wirtschaftskrise und die Sparmaßnahmen immer weiter verschlechterte soziale Lage.

Vereinzelt kam es auch in anderen Städten zu Protesten gegen die Regierung, am Rande der landesweit laufenden Volksfeste zu einem rumänischen Nationalfeiertag, wie dpa berichtete. Am 24. Jänner feiert Rumänien die Vereinigung der Fürstentümer Moldau und Walachei aus dem Jahr 1859. Anders als bisher nahm Präsident Basescu an keinem der Volksfeste teil. (APA)