Nach Rom will Mariano Ferro "notfalls auch zu Fuß marschieren" - der "korrupten Hauptstadt" beabsichtigt der rundliche Sizilianer das Fürchten zu lehren: "Wir werden dort 15 Tage aushalten, notfalls bei Wasser und Brot."

Die Generalprobe ist zu Ferros voller Zufriedenheit verlaufen. Seine bis vor wenigen Tagen unbekannte Bewegung, die nach den alten Holzgabeln der Landarbeiter "forchettoni" heißt, paralysierte in wenigen Tagen die gesamte Insel. Siziliens Hauptstadt Palermo war bereits nach zwei Tagen ohne Benzin, den Schulen ging das Heizöl aus, auf den Märkten gab es nur noch Äpfel zu kaufen. Auf dem Schwarzmarkt stieg der Benzinpreis auf vier Euro pro Liter. Ferro träumt von der sizilianischen Vesper, der Erhebung der Insel gegen das Haus Anjou im Jahre 1282: "Sizilien gehört den Sizilianern!"

Wirr anmutende Forderungen

Die politischen Forderungen der von Kleinfrächtern, Fischern, Bauern und Arbeitslosen gebildeten Bewegung sind wirr. Sie fordern ein Einfuhrverbot aus China, eine Reduzierung des Benzinpreises, die Abschaffung von EU-Richtlinien, eine Senkung der Strompreise und eine angemessene Agrarförderung. Das Rückgrat der heterogenen Forza d'Urto ("Schlagkraft" ) sind die "padroncini," die oft nur über einen einzigen Lkw verfügen. Für Ivan Lo Bello, den Vorsitzenden der sizilianischen Unternehmer, ist die Protestbewegung von der Mafia unterwandert. Nach der Generalprobe dehnte die Armada ihre Aktion am Montag auf das Festland aus. Kleine Gruppen begannen mittels Lkws Autobahnen und Umfahrungsstraßen zu blockieren. Wer sich nicht fügte, dem wurden die Reifen aufgestochen.

Schon nach dem ersten Blockadetag musste Fiat mangels Ersatzteilen fünf Werke schließen. Lebensmittel gelangten nicht ans Ziel - in Italien werden 80 Prozent aller Güter auf der Straße transportiert. Die Bauernverbände beklagen Verluste von 50 Millionen Euro pro Tag. "Ein Wahnsinn, der uns stranguliert!" , klagt Umweltminister Corrado Clini.

Vordergründig ist die Zielscheibe einmal mehr die Regierung von Mario Monti, deren Liberalisierungsmaßnahmen zornige Proteste auslösen.

Am Dienstag wuchs der Druck auf die Regierung, die Blockade zu beenden, um eine ernste Versorgungskrise zu verhindern. Innenministerin Anna Maria Cancellieri wollte im Senat entsprechende Maßnahmen ankündigen, um den freien Warenverkehr wiederherzustellen. Roms Präfekt ordnete die Beseitigung der Blockaden rund um die Hauptstadt an.

Nach Schätzung der Polizei waren am Nachmittag italienweit noch immer über 100 Blockaden aufrecht. Forchettoni-Mitbegründer Martino Morelli will nicht aufgeben: "Ich bin ein Krieger." (Gerhard Mumelter aus Rom/DER STANDARD, Printausgabe, 25.1.2012)