Graz - Diese Unachtsamkeit könnte dem größten Universalmuseum Mitteleuropas, dem Grazer Joanneum, noch einige Unannehmlichkeiten bereiten - und womöglich teuer zu stehen kommen. Die Museumsleitung, Intendanz und Geschäftsführung hatten ganz offensichtlich darauf vergessen, die Markennamen für diese bedeutende steirische Kulturinstitution schützen zu lassen.

Vor zwei Monaten wurde der großzügig zu einem "Joanneumsviertel" umgebaute Museumskomplex in der Grazer Innenstadt mit viel Pomp und Prominenz eröffnet. Rund 40 Millionen Euro hatte die öffentliche Hand in den Ausbau dieses ältesten Museums Österreichs gesteckt. Als Herzstück des neuen Joanneums erhielt der international renommierte Aktionskünstler, Dichter und Maler Günter Brus ein eige- nes Museum, das "Bruseum".

"Bruseum" kostet 359 Euro

Was die Joanneums-Chefetage samt Kulturabteilung des Landes aber verabsäumte: Sie hatten sich die Markennamen für die Millioneninvestitionen nicht gesichert. "Bruseum" und "Museumsviertel Joanneum" waren bis dahin offensichtlich markenrechtlich nicht besetzt.

Richard Schneider, Autor und Vorstand des Vereines "K&K-Verein zur Förderung von Kultur und Kommunikation", wurde dies geflüstert, worauf er umgehend für den Verein um exakte 359 Euro den Namen "Bruseum" beim Marken- und Patentamt schützen ließ.

Das Genehmigungsverfahren für die Marke "Joanneumsviertel" sei noch im Laufen, sagte Richard Schneider im Gespräch mit dem Standard. Der Verein sehe die Erwerbung der Markennamen vordringlich als "Hinweis auf die Nachlässigkeit der Joanneumsleitung", dass bei einer derartigen Millioneninvestition auf so grundlegende Aspekte wie die Namenssicherung vergessen worden sei. Als Inhaber der Marken habe der Verein jetzt aber die Chance, das Viertel in der Innenstadt rund um das Bruseum - ähnlich dem Museumsquartier in Wien - zu beleben und eine "echte Marke daraus zu kreieren", sagt Schneider. Nachsatz: "nachdem das sonst niemand in der Stadt macht."

"Joanneumsvierte(r)l"

Beim Namen "Joanneumsviertel" sei bereits gesichert, dass der K&K-Verein über das eigene kleine Pub, das ans Joanneumsviertel angrenzt, ein "Joanneumsviertel" ausschenken dürfe - und das exklusiv. In den nächsten Monaten werde eine eigene Museumsviertel-Flaschen-Edition folgen.

Ein "angenehmer Nebeneffekt" der neuen Namensrechte könnte sein, sagt Schneider, dass die Joanneumsleitung nun vielleicht zu einer kleinen Wiedergutmachung für all die Anrainer bereit sei, die durch die monatelangen Umbauarbeiten beeinträchtig worden seien, aber nie eine Entschädigung bekommen hätten. Darum kümmere sich jetzt der Anwalt des K&K-Vereines.

In der Chefetage des Universalmuseums ist man versucht, den Ball flach zu halten. Die ganze Sache sei halb so schlimm, man nehme an, dass der Markenname "Bruseum" ohnehin vom Künstler Günter Brus selbst geschützt worden sei. Was Schneider aber anders sieht, da er den Namen "gekauft" habe.

Joanneums-Geschäftsführer Wolfgang Muchitsch im Gespräch mit dem Standard: "Das Joanneumsviertel ist eine öffentliche Platzbenennung und auch unsere offizielle Postadresse, das Bruseum eine eingeführte Marke. Da sehe ich keine Probleme. Außerdem hat noch niemand irgendwelche Rechtsansprüche geäußert. Unser Anwalt ist der Meinung, wir können das mit großer Gelassenheit sehen." (Walter Müller, DER STANDARD; Printausgabe, 25.1.2012)