Moskau - Gasprom verdoppelt heuer den Ankauf von Gas aus Aserbaidschan. Gasprom-Chef Alexej Miller nennt den Vertrag "beispiellos", da er keine feste Obergrenze für die abzunehmende Gasmenge vorsieht. Wenn Gasprom wolle, könne der Konzern daher deutlich mehr als die vorgesehenen drei Milliarden Kubikmeter Gas kaufen.

Seit Jahren konkurrieren Europäer und Russen um die Gasvorräte in der Kaspi-Region. So soll Nabucco, ein von der EU lanciertes milliardenschweres Pipelineprojekt, um die Abhängigkeit Europas von Russland als Gaslieferant zu mindern, Gas aus Zentralasien nach Europa schaffen. Eine wichtige Rolle kommt dabei Aserbaidschan zu.

"Allein kann Aserbaidschan so eine Leitung mit einer Kapazität von 30 bis 35 Milliarden Kubikmetern jährlich nicht füllen. Aber im Verein mit Turkmenistan und eventuell Kasachstan wäre das Land ein wichtiger Lieferant", erklärte Aschdar Kurtow, Zentralasienexperte am Russischen Institut für strategische Entwicklungen.

Moskau forciert Southstream

Kampflos will Moskau seine Position auf dem europäischen Gasmarkt nicht räumen, und so forciert Gasprom sein eigenes Pipelineprojekt Southstream mit einer Kapazität von 65 Milliarden Kubikmetern. Der Bau soll laut den neuesten Aussagen aus dem Konzern bereits Ende 2012 in Angriff genommen werden.

Da Gasprom seine Präsenz an den Weltmärkten insgesamt aufstocken und neben dem ostasiatischen Raum (Japan, China, Korea) mithilfe von schiffbarem Flüssiggas sogar die USA beliefern will, könnte es für Europa am Ende mit dem eigenen Gas knapp werden. Auch Southstream könnte daher mit Gas aus Zentralasien gefüllt werden.

Freilich wäre in diesem Fall Russland als Zwischenhändler mit im Geschäft. Und so gibt es ein eifriges Wettbieten um die Ressourcen rund um das Kaspische Meer. "Wir können einen komfortablen Preis bieten, der höher ist, als europäische Käufer dafür geben können", erklärte Miller offen.

Ganz ausschalten kann Russland Aserbaidschan als unabhängigen Lieferanten nicht. Ab 2017 will das Land zehn Milliarden Kubikmeter Gas, die in der Lagerstätte Schah-Deniz-2 gefördert werden, nach Europa liefern. Russland werde aber versuchen, den Einfluss Aserbaidschans auf den europäischen Gasmarkt so weit es geht zu minimieren, erklärte Witali Krjukow, Öl- und Gasanalyst bei IFD Kapital. (ab, DER STANDARD, Printausgabe, 25.1.2012)