Selbstverständlich gibt es bei der deutschen Linkspartei den einen oder anderen, der im Keller noch sein Erich-Honecker-Bild und die DDR-Fahne hat - in der Hoffnung, dass die alten Zeiten eines Tages wiederkommen.

Dass der Verfassungsschutz jene, die die freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik ablehnen, im Blick hat, ist ja auch in Ordnung. Aber dass der Inlandsgeheimdienst gleich ein Drittel der linken Bundestagsabgeordneten beobachtet, ist völlig absurd - zumal auf der Liste viele "Realos" stehen, die umstürzlerischer Umtriebe völlig unverdächtig sind.

Man muss die Politik der Linkspartei nicht gutheißen, aber es wird sich wohl kaum jemand finden, der Fraktionschef Gregor Gysi in einer Talkshow schon einmal sagen gehört hat: Das Grundgesetz ist Mist, wir wollen wieder in die gute, alte DDR zurück.

Eigentlich könnte man über diese Groteske ja lachen, wenn sie nicht eine sehr ernste Kehrseite hätte: Viel weniger akribisch wurde offensichtlich die andere, die rechtsextreme Seite beobachtet. Jahrelang konnte die "Zwickauer Terrorzelle" in ganz Deutschland ihr mörderisches Unwesen treiben, der Verfassungsschutz hatte keine Ahnung.

Mit großem Personalaufwand Berichte über linke Abgeordnete aus Zeitungen auszuschnippeln, aber zu wenig Personal im Kampf gegen rechts einzusetzen, das ist eine verkehrte Welt, die schleunigst zurechtgerückt gehört. (DER STANDARD, Printausgabe, 25.1.2012)