"Als ich begriffen habe, dass sich das Schiff neigte, habe ich mich gepackt und bin abgestiegen": Das sagte Francesco Schettino, Kapitän des am 13. Jänner vor der Toskana havarierten Kreuzfahrtschiffes, in einem Telefongespräch am Tag nach dem Unglück über seinen Entschluss, die Costa Concordia zu verlassen. Das Telefonat mit einem Bekannten wurde von der Polizei abgehört. Italienische Medien veröffentlichten die Protokolle am Dienstag vergangener Woche. Noch am selben Abend wurde Schettino verhaftet. Bisher hatte der Kapitän stets behauptet, er sei in ein Boot "gefallen". Deswegen habe er das Schiff verlassen. Von einem Felsen aus habe er dann die Evakuierungsaktion koordiniert.

In einem weiteren abgehörten Telefongespräch gab Schettino seine Verantwortung zu. Er habe sich zu stark der Insel Giglio genähert. "Ich hätte nicht so nahe an die Insel fahren sollen", sagte er. Schettino gab im Telefonat zu verstehen, dass "ein Manager" Druck auf ihn ausgebübt habe, damit er das Manöver namens "Die Verneigung" unternehme, bei dem das Schiff in voller Beleuchtung und mit Schiffssirenen die Küstenbewohner grüßt. Wer dieser Manager sein könnte, war noch unklar.

Fels sei nicht eingezeichnet gewesen

Auf den Seekarten sei der Fels nicht eingetragen gewesen, gegen den das Schiff geprallt sei, sagte Schettino. Nach der Havarie habe er alles Notwendige unternommen, um weitere Schäden zu vermeiden und Menschenleben zu retten.

Der Kapitän steht wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung, des Schiffbruchs und des Verlassen der Costa Concordia vor Ende der Evakuierung unter Hausarrest in seinem Heimatort Meta di Sorrento südlich von Neapel. Ihm drohen bis zu 15 Jahre Haft. 16 Todesopfer wurden vorerst gemeldet, weitere 22 Personen werden vermisst. (APA)