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Ein großer Vorteil der Schmerz-Pflaster über die Haut ist, dass der Wirkstoff nicht auf den gesamten Organismus wirkt, sondern nur dort, wo er gebraucht wird.

Bochum - Über Nacht ein Pflaster auf die Haut kleben und den ganzen nächsten Tag schmerzfrei sein: Für Patienten mit Nervenschmerzen ist das eine große Verheißung. Pflaster mit dem Wirkstoff Lidocain, die seit einigen Jahren auf dem Markt sind, können das - in vielen Fällen, aber leider nicht in allen. Wie das Pflaster wirkt und warum es manchmal nicht wirkt, untersuchen Schmerzspezialisten am Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil der Ruhr-Universität Bochum. Die Wissenschafter untersuchten die Pflasterwirkung bei gesunden Probanden mit dem Ergebnis, dass die betäubende Wirkung auch bei Gesunden individuell sehr unterschiedlich sein kann und unter anderem mit der Anzahl der Nervenfasern zusammenhängt, die sich in der Haut befinden. Die Ergebnisse der Studie wurden in der aktuellen Ausgabe des Journals "Pain" veröffentlicht.

Pflaster wirkt regional begrenzt

Den Wirkstoff des Pflasters, Lidocain, kennt man zum Beispiel vom Zahnarztbesuch, wo er häufig für kleinere Eingriffe zur örtlichen Betäubung eingesetzt wird. "Ein großer Vorteil der Anwendung per Pflaster über die Haut ist, dass der Wirkstoff nicht auf den gesamten Organismus wirkt, sondern nur dort, wo er gebraucht wird, und somit kaum Nebenwirkungen erzeugt", erklärt Studienautorin Elena Krumova aus der Abteilung für Schmerztherapie im Uniklinikum Bergmannsheil in einer Aussendung. Die Pflaster, die für die Behandlung von Nervenschmerz nach einer Gürtelrose (Herpes Zoster) zugelassen sind, können auf die gewünschte Größe zugeschnitten werden und werden zwölf Stunden lang über Nacht aufgeklebt. "Im günstigen Fall ist der Patient dann den ganzen nächsten Tag lang schmerzfrei", so Krumova. Bei manchem Patienten funktioniert das aber nicht.

Wahrnehmungstests bei Pflasterbehandlung

Die Forscher gingen daher der Wirkungsweise des Pflasters auf den Grund. Sie behandelten 26 gesunde Versuchspersonen sechs Stunden lang mit dem Pflaster und einem wirkstofffreien Placebo-Pflaster und führten vorher und nachher eine Quantitative Sensorische Testung durch. Bei diesem Verfahren geben die Ärzte dem Probanden genau definierte Reize auf die Haut - zum Beispiel mit Pinseln, Watte, Nadeln, Hitze - und bestimmen die Wahrnehmungs- und Schmerzschwellen. Es ergibt sich ein charakteristisches Profil, das bei Schmerzpatienten Rückschlüsse auf die zugrundeliegenden Mechanismen zulässt, die den Schmerz hervorrufen.

Unterschiedliche Wirksamkeit

Lidocain veränderte hauptsächlich die Wahrnehmung, die über kleine Nervenfasern in der Haut vermittelt wird, wie zum Beispiel die Wahrnehmungsschwelle für Wärme. Das Ausmaß der Betäubung kleiner Nervenfasern war aber von einer zu anderen Versuchsperson sehr verschieden. Bei mehr als der Hälfte der Probanden veränderte sich die Wahrnehmungsschwelle für Hitze kaum, bei knapp jedem Zehnten sehr stark. "Wir brauchen weitere Studien, um Faktoren zu finden, die diese großen Unterschiede erklären", so Krumova. Die Mediziner vermuten, dass die Anzahl der kleinen Nervenfasern in der Haut Einfluss auf die Wirksamkeit von Lidocainpflastern haben könnte. "Bei Patienten mit Nervenschmerz sind diese Fasern mal stärker, mal weniger stark reduziert", erklärt Krumova, "das könnte den Effekt erklären." (red)