Wien - In der Auseinandersetzung um einen neuen Kollektivvertrag für die Druckerbranche (grafisches Gewerbe) haben die Arbeitgeber die Gewerkschaft zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch aufgefordert. Heute, Mittwoch, werden Betriebsversammlungen und erste Warnstreiks abgehalten. Zwischen 09.00 und 13.00 Uhr sollen laut Gewerkschaft etwa 2.500 Beschäftigte ausgewählter Bogen- und Rollendruckereien ihre Arbeit nieder legen. "Beide Seiten wissen, dass kostendämpfende Maßnahmen im Kollektivvertrag notwendig sind, um die seit Jahren schrumpfende Branche zu stützen", betonte Rudolf A. Cuturi, Präsident des Branchenverbandes, am Mittwoch in einer Aussendung.

"Die Gewerkschaft sollte mit uns ernsthaft über den Kollektivvertrag verhandeln statt zu Warnstreiks aufzurufen," forderte der Verbandschef. Die Gewerkschaft wolle "anscheinend gar nichts am Kollektivvertrag ändern".

Der Verband Druck und Medientechnik hat den Kollektivvertrag aus Kostengründen per Ende März 2012 gekündigt. Kommt es nun zu keiner Einigung, drohe den 10.500 Beschäftigten der Druckerbranche ab April ein "vertragsloser Zustand", kritisierte die Gewerkschaft. Für die Zeitungsdrucker gelten die Vereinbarungen im grafischen Kollektivvertrag hingegen noch bis Jahresende 2013.

Der Arbeitgeberverband will die Wochenarbeitszeit von derzeit 37 Stunden auf 40 Stunden erhöhen sowie das "flexible Arbeitszeitmodell" ausbauen. "Andere von der Gewerkschaft unterstellten Forderungen sind falsch oder verkürzt dargestellt", betonte der Verbandspräsident. Die Druckereien-Mitarbeiter sollen "offenbar gezielt verunsichert und so zu Streiks motiviert werden".

Die Gewerkschaft wiederum sparte nicht mit Kritik. Der Verband arbeite an seiner "Selbstzerstörung" und wolle sein Gestaltungsmandat nicht wahrnehmen. Derzeit hat der Arbeitgeberverband die KV-Hoheit, das heißt, er verhandelt gemeinsam mit der Gewerkschaft die neuen Kollektiverträge aus. Langfristig sei aber zu überlegen, ob nicht eine Verhandlungsstruktur innerhalb der gesetzlichen Vertretung der Wirtschaftskammer die bessere Lösung für alle Beteiligten wäre.

Betroffen von den Warnstreiks am Mittwoch sind die Leykam-Tochter Let's Print, die Salzburger Oberndorfer Druckerei, die Druckerei Berger in Horn sowie Bogendruckereien in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg wie etwa Holzhausen Druck oder die Druckerei Ueberreuter. Ausgenommen von den Betriebsversammlungen und Warnstreiks sind die Zeitungsdrucker, die den Arbeitgeberverband Druck und Medientechnik wie berichtet verlassen haben.

Die heimischen Druckereien kämpfen seit Jahren mit Umsatzrückgängen: 2011 wurde ein Umsatzminus von drei Prozent verzeichnet. In den vergangenen drei Jahren ging die Zahl der Beschäftigten im grafischen Gewerbe von 13.000 auf 10.500 Mitarbeiter zurück. (APA)