Wien - Gute Chance, einer heimtückischen Infektion zu entgehen: Nunmehr auch für Erwachsene steht jetzt in Österreich ein sogenannter Konjugat-Impfstoff zur Verhinderung von durch Pneumokokken hervorgerufenen Lungenentzündungen etc. zur Verfügung. Empfohlen ist die Impfung mit erwarteter Langzeit-Protektion vor allem für Menschen über 50 Jahren, erklärten Experten bei einer Pressekonferenz in Wien.

"Zehn bis 40 Prozent der Bevölkerung tragen Pneumokokken im Mund etc. Daraus können invasive Infektionen entstehen", sagte der Wiener Lungenspezialist Wolfgang Popp. Die Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) sind sowohl für einen erheblichen Anteil von bakterieller Bronchitis als auch für Mittelohrentzündungen und bakteriellen Lungenentzündungen sowie für invasive Erkrankungen mit Sepsis etc. verantwortlich. Der Spezialist: "In einer 'Infektionspyramide' zeigt sich, dass von hundert Patienten mit ambulant erworbener Lungenentzündung 20 ins Spital kommen, es gibt ein bis zwei Tote."

Insgesamt erkrankten 2010 in Österreich 325 Menschen an einer invasiven Pneumokokken-Infektion, 16 von ihnen starben an den Folgen der Infektion. Mehr als drei Viertel der Erkrankungen betrafen Menschen ab 45 Jahre.

Risikogruppe: Kleinkinder und 50+

Die Gefahr liegt bei Babys und Kleinkindern sowie in der Altersgruppe ab 50 Jahren. In Österreich betrug beispielsweise die Häufigkeit einer Spitalsaufnahme wegen bakterieller Pneumonie bei 0,82 pro 100.000 Einwohner unter den 20- bis 29-Jährigen, jedoch bereits bei 12,9 unter den 70- bis 79-Jährigen (50- bis 59-Jährige; 2,42 pro 100.000).

Die allermeisten invasiven Pneumokokken-Infektionen und Lungenentzündungen ließen sich durch die Impfung verhindern. Seit Jahren gibt es für die Kinder sogenannte Konjugat-Impfstoffe, jetzt existiert mit "Prevenar 13" ein solcher auch für Erwachsene. Der Vorteil solcher Vakzine besteht bei Erwachsenen darin, dass im Gegensatz zu älteren Vakzinen mit anderer Technologie auch ein immunologisches Langzeitgedächtnis entsteht, bei dem eine Auffrischung erfolgen kann. Für Babys und Kleinkinder sind ausschließlich die neueren Vakzine verwendbar.

Schutz von 70 bis 80 Prozent

Der Wiener Impfspezialist und Tropenmediziner Herwig Kollaritsch (MedUni Wien): "Der Impfstoff bringt einen Schutz von 70 bis 80 Prozent gegen invasive, schwere Pneumokokken-Infektionen. Es ist nur eine Dosis notwendig." Innerhalb der nächsten Jahre wird sich in groß angelegten klinischen Studien herausstellen, wie lange das Zeitintervall bis zu einer notwendigen Auffrischung ist. Man nimmt aber im Analogschluss zu ähnlichen und gegen andere Keime eingesetzten Impfstoffen an, dass dies sehr lang sein wird.

Für den Schutz reicht eine Impfung aus. In einem Aktionszeitraum, der noch bis 31. März dieses Jahres läuft, geben die österreichischen Apotheken durch Verzicht auf ihre Spanne die Vakzine zu einem deutlich reduzierten Preis ab (72,40 Euro statt 108 Euro), wie die Vizepräsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, Christiane Körner, erklärte. Die bundesweiten "kleinen" Krankenkassen - nicht aber die Gebietskrankenkassen - leisten einen Zuschuss von rund sieben Euro. (APA)