Wien - Monatelang war hinter den Kulissen verhandelt, der Abschluss eines Vertrages zwischen der Reed Exhibitions Messe Wien und einer Investorengruppe rund um den russischen Investmentspezialisten Sergej Skaterschtschikow mehrfach verschoben worden. Doch am Mittwoch gab es bei einer Pressekonferenz fröhliche Gesichter: Reed und Skaterschtschikow waren, wie der Standard berichtete, am Vortag handelseins geworden. Die Wiener Kunstmesse, die sich in ihrer siebenjährigen Geschichte durch ihren Fokus auf Südost- und Osteuropa ausgezeichnet hatte, wird mehrheitlich von russischen Investoren übernommen.
Zwar wird die Kunstmesse weiterhin im Besitz von Reed stehen und 2012 auch am gewohnten Ort am Gelände der Wiener Messe stattfinden. Das Sagen hat in Hinkunft aber der Moskauer: Skaterschtschikow hält 70 Prozent an der neuen VF Betriebsgesellschaft mbH, die von Reed die Lizenz an der Marke Viennafair bekommt. Die restlichen 30 Prozent an der Betriebsgesellschaft hält ein Konsortium, das sich aus Vertretern der österreichischen Sammler- und Museumswelt zusammensetzt. Genannt wurden Ex-Mumok-Direktor Engelbert Köb und Kunstsammler wie Martin Lenikus, Andra Spallart oder Bernhard Hainz.
Skaterschtschikow machte allerdings deutlich, dass es ihm nicht um ein schnelles Geschäft gehe. Konkrete Zahlen zur Investition, an der auch der russische Immobilienmakler Dimtrij Aksjonow beteiligt ist, wollte er keine nennen. Scherzhaft erklärte er, dass der Schritt nicht im entferntesten mit der Übernahme des britischen Fußballklubs Chelsea (durch den russischen Oligarchen Roman Abramowitsch, Anm.) zu vergleichen sei. 2014 sollen spätestens Gewinne geschrieben werden: "Unser Investment wird sich darauf konzentrieren, mehr Käufer nach Wien zu bringen." Skaterschtschikow will dafür unmittelbar vor der Messe, die nun erstmals im September stattfindet, ein "Gipfeltreffen" organisieren, das internationale führende Exponenten der "Kulturindustrie" nach Wien führt.
Inhaltlich-künstlerisch werden wie schon 2011 Georg Schöllhammer und Hedwig Saxenhuber für die Messe verantwortlich sein. Neu im Team ist der Russland-affine Holländer Renger van der Heuvel, der als kommerzieller Geschäftsführer amtieren wird. Schöllhammer ließ auf der Pressekonferenz aber auch durchklingen, dass die Zusammenarbeit mit dem Messegiganten Reed nicht immer einfach gewesen ist: "Ein börsennotierter Konzern wie Reed hat Grenzen der Flexibilität eingebaut. Mit der neuen Struktur wird man viel flexibler arbeiten können." (höll / DER STANDARD, Printausgabe, 26.1.2012)