Die Tiroler haben schwer an ihrer Hypo-Bank zu tragen. Wegen fauler Kredite in Italien erwartet man für 2011 einen Verlust, das Kapital muss aufgestockt werden.

Foto: Standard/Matthias Cremer

Der Ex-Vorstand der Hypo Tirol weist die Vorwürfe rund ums Italiengeschäft zurück. Gutachten von Wirtschaftsprüfern und bankinterne Analysen hätten wenig Kreditrisiko erkennen lassen.

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Wien - Auch Tirol hat jetzt seine Causa Hypo; auch Tirol ist sehr damit beschäftigt. Gestern, Mittwoch, sollten die drei Ex-Chefs der Landesbank - Hannes Gruber (ging Ende 2009), Werner Pfeifer und Günter Unterleitner (bis Ende 2010) - dem Finanzkontrollausschuss des Landtags Rede und Antwort stehen. Sie kamen aber nicht und begründeten das mit mangelnder Information über die auf dem Tapet stehenden Themen. Ex-Aufsichtsratschef und Ex-Landtagspräsident Helmut Mader tat es ihnen gleich.

In der Hypo Tirol geht es hauptsächlich um Italien: Auf Basis einer Stichprobe von 15 Prozent besonders schlechter Kredite in Italien hat die aktuelle Bankführung einen Wertberichtigungsbedarf von 120 Mio. Euro verkündet und sprach von "kriminellen Machenschaften". Die Expansion nach Italien hat die Landesbank zuletzt viel gekostet. 2009 und 2010 wurden 144 Mio. Euro wertberichtigt, der Gewinn schrumpfte auf vier bzw. zwei Mio. Euro, das Management wurde ausgetauscht.

Jetzt hat das Land eine Kapitalspritze von 230 Mio. Euro beschlossen. Auch das nicht zum ersten Mal: Bereits 2009 musste Tirol mit einer Ausfallshaftung einspringen. Investoren zeichneten damals knapp 60 Mio. Euro an Partizipationsscheinen; angeblich landeten die bei der Tiwag, die auch die jetzige Kapitalerhöhung finanziert.

Die Justiz prüft in der Causa Hypo Tirol Anzeigen, die Aufsicht hat im Sommer eine Vor-Ort-Prüfung durchgeführt.

Unterm Dach eines Lenkungsausschusses im Aufsichtsrat sind derzeit Wirtschaftsprüfer dabei, alle Italien-Kredite (ein Großteil für Immobilienprojekte) zu analysieren und Maßnahmen für danach zu erarbeiten. Eingebunden sind die ehemaligen und aktuellen Wirtschaftsprüfer (PwC und seit 2010 Ernst & Young) sowie die Organe der Bank und die Aufsicht. Die Ergebnisse sollen in zwei Monaten auf dem Tisch liegen.

Die wichtigsten Zahlen dazu: 2010 hatten die Tiroler in Italien Forderungen von rund 1,3 Mrd. Euro; rund 800 Mio. Euro für Kredite, der Rest für Leasing-Deals.

Die Ex-Bankchefs zeigen sich vom Drohpotenzial von 120 Mio. Euro überrascht, es sei "nicht erklärbar". Sie weisen die Vorwürfe zurück und stellen ihre Sicht der Dinge in einem Brief an Eigentümer (in Person von Landeshauptmann Günther Platter), Aufsichtsrat und Klubobleute im Landtag dar. In dem Brief, der dem Standard vorliegt, erläutert der Ex-Vorstand den "seit 25 Jahren laufenden" Italien-Kurs, den er in der Krise 2008 "gestoppt" habe.

Oft geprüft, nichts bemerkt

Und: Das Italien-Geschäft wurde oft geprüft. Ende 2009 hat der Aufsichtsrat eine externe Sonderprüfung des Kreditportfolios (30 Prozent Stichprobe) durchführen lassen, durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften KPMG, PwC und Ernst & Young. Deren Gutachten habe, wie Involvierte dem Standard erzählen, "zur Beruhigung der Aktionäre" geführt. In den Worten der Ex-Hypo-Chefs: Die Bank "wurde als gesunde und stabile Regionalbank bestätigt... Derartige Risiken (die nun kommunizierten 120 Mio.; Anm.) konnten nicht erkannt werden". Auch österreichische und italienische Nationalbank hätten geprüft.

Die Zahlen, zu denen die Banker vor Ort mit der Mutterbank im Juni 2010 kamen: maximal zehn bis zwölf Mio. Euro an zusätzlichem Abschreibungsbedarf. Ende November 2011 hätten die Italiener den Wertberichtigungsbedarf dann mit 15 bis 25 Mio. Euro beziffert, schreiben die Exbanker.

Auch mit der Kapitalerhöhung setzen sie sich auseinander. Sie selbst hätten 2008 eine Erhöhung um 210 Mio. Euro (davon 100 vom Land) vorgeschlagen; das habe das Land aus Budgetgründen abgelehnt. Letztlich habe man 59 Mio. Euro per "kapitalgarantierten Partizipationsscheinen" als Kernkapital geholt. Die werden durch die jetzige Kapitalerhöhung ersetzt. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.1.2012)