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Kanzlerin Merkel mit iPad im Bundestag: Was sie zum "Kürschnergate" sagt, ist nicht überliefert.

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Berlin - Eine versehentlich an alle verschickte Mitteilung hat am Mittwoch eine Mail-Lawine im deutschen Bundestag ausgelöst und der Absenderin zu unfreiwilliger Prominenz verholfen. Nach einer Antwort aus den Reihen der SPD-Fraktion - ebenfalls wieder an alle Abgeordneten und Mitarbeiter - entwickelte die ungewohnte Kommunikation ihre Eigendynamik. Zahllose Mails, meist mit schmunzelndem Unterton, gingen hin und her. 

Es sei zu Verzögerungen im Mail-Verkehr gekommen, sagte ein Mitarbeiter der Verwaltung. Die IT-Technik habe schließlich "aus gegebenem Anlass" gemahnt, dass der E-Mail-Verteiler des Bundestags ausschließlich für dienstliche Zwecke genutzt werden dürfe.

"Bibel des Bundestages"

Dabei ist der Ausgangspunkt für das Kommunikations-Chaos eine staubtrockene Materie. In der an 4000 Empfänger verschickten E-Mail geht es um den "Kürschner", ein neu erschienenes Bundestagshandbuch mit Infos, die man im Politikbetrieb braucht. Lebensläufe von Abgeordneten, Aufgaben des Bundestages oder Statistiken etwa. Babette Schulz, Wahlkreis-Mitarbeiterin der grünen Bundestagsabgeordneten Sylvia Kotting-Uhl aus Karlsruhe, hätte auch gern einen neuen "Kürschner": "Wenn ihr Euch eindeckt, bringt Ihr mir auch eins mit?", mailte sie nicht nur an Kollegin Britta. Schneller als die "Bibel des Bundestages" kam dann die Mailflut daher.

Parteiübergreifendes Verständnis

"Es ist halt passiert", sagte Schulz noch leicht geknickt. Nach dem ersten Schrecken habe sie noch auf E-Mails dazu geantwortet. "Als dann die Mail-Lawine ihre skurrile Eigendynamik entwickelte, wurde mir das etwas unheimlich - bis die überwiegend netten humorvollen Mails auch mich sehr zum Lachen brachten." Viele hätten ihr auch parteiübergreifend Verständnis bekundet - es habe sogar den Vorschlag gegeben, sie zur Mitarbeiterin des Monats zu wählen.

"Kürschnergate"

Herzhaft gelacht wurde auch im Internet. Im Kurzmitteilungsdienst Twitter häuften sich die amüsierten Kommentare mit dem Hashtag "Kürschnergate" und auf Facebook wurde eine eigene Fanseite - "Babette war's" - eingerichtet.

Der Hamburger PR-Berater Markus Mayr schrieb in Anlehnung an ein Jesu-Zitat im Neuen Testament: "Wer nie eine E-Mail an alle geschickt habe, werfe den ersten Stein." (APA/red)