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"Angst habe ich keine. Nur große Lust, auf den Platz zurückzukehren."

Foto: REUTERS/Jorge Adorno

Asuncion - Als am 25. Januar 2010 gegen 5.30 Uhr im Nachtklub "Bar Bar" der Schuss in die Diskomusik knallte, begann für Salvador Cabanas der Kampf ums Überleben. Nach 23 Tagen verließ der Fußballer mit einer Kugel im Kopf die Intensivstation, und nicht nur die Ärzte im Krankenhaus von Mexiko-Stadt sprachen von einem Wunder. Am vergangenen Freitag startete "Marschall" Cabanas in sein zweites Fußballer-Leben.

"Was ich mir am meisten gewünscht habe, war, wieder Fußball zu spielen", sagte der 31-Jährige während seiner Vertragsunterschrift beim Drittligisten 12 de Octubre im Provinzort Itauguá. Wenige Minuten später streifte sich der einst umjubelte Torjäger für ein Testspiel erstmals das neue blau-weiße Trikot über, kam bei seinem viertelstündigen Einsatz aber kaum zu einer Ballberührung und ließ Fragen nach seinem Gesundheitszustand weiter offen.

Grünes Licht von den Ärzten

Während Klubpräsident Luis Salinas bei der Vorstellung des Stars bestätigte, dass Cabanas von den Ärzten grünes Licht bekommen habe, glaubt der Neurologe Mario Feltes, die Kugel habe den für die Motorik zuständigen Bereich im Gehirn nachhaltig beschädigt. "Er kann epileptische Anfälle bekommen", warnte der Arzt in einem Radio-Interview und konstatierte zudem: "Cabanas wird nie mehr derselbe wie vorher sein."

Konditionell gut in Schuss, aber mit Reaktionsproblemen und Schwierigkeiten in der Spielauffassung: So beurteilte die paraguayische Zeitung Última Hora den Kurzauftritt 727 Tage nach Cabanas' letztem Pflichtspiel, damals noch im Trikot des mexikanischen Spitzenklubs Club América. Geht "Chava", der auch einen Teil seiner Sehkraft auf dem linken Auge verloren hat, also ein unnötiges Risiko ein?

"Ich bin bei 80 Prozent", sagt der Rekonvaleszent, der betonte: "Angst habe ich keine. Nur große Lust, auf den Platz zurückzukehren." Selbst ein Comeback im Albirroja-Trikot, das er in bisher 45 Länderspielen (10 Tore) trug, schloss Cabanas nicht aus. Bei der WM-Endrunde 2006 war er als Reservist ohne Einsatzzeit dabei gewesen, 2010 galt er als Hoffnungsträger der Guaranis, ehe ihn die Kugel traf. Die WM 2014 dürfte ein unerreichbares Ziel bleiben.

Immerhin ist der Neuanfang gemacht. Der mutmaßliche Schütze, ein berüchtigter Drogendealer Mexikos, der ihn vor der Toilette des Amüsierlokals aus noch nicht geklärten Gründen niedergeschossen hatte, ist seit gut einem Jahr dingfest. Ein Streit um ausstehende Gelder mit dem Ex-Klub América ist ausgestanden. Ein Prozess gegen Cabanas' ehemaligen Berater, der ihn bei zwei Immobilienkäufen hintergegangen haben soll, läuft gerade an.

Vergessen auch die finanziellen Probleme und Depressionen während der Reha. An der Seite seiner Ehefrau María Lorgia Alonso und seines zehnjährigen Sohnes Santiago erklärte Cabanas am Freitag: "Mein Traum ist Wirklichkeit geworden." (sid)