Wien - Als "Höhlenforscher" betätigen sich Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgen: Nicht nur weil die Orbita (Augenhöhle, Anm.) mitten im Gesicht liegt, ist sie heuer auch im Fokus dieser Fachärztegruppe, erläuterten Experten am Donnerstag in Wien. Im Rahmen einer Pressekonferenz wurden ausgewählte Themen des 16. Jahreskongresses der Branche vorgestellt. Dieser findet von 31. Jänner bis 3. Februar 2012 in Bad Hofgastein statt und steht unter dem Motto "Die Orbita - Herausforderung für den MKG-Chirurgen".

Schon durch einen Tennisball oder Faustschlag kann diese zentrale Körperregion schwer verletzt werden. Die Orbita ist eine etwa fünf Zentimeter tiefe Mulde im Gesichtsschädel, in der das Auge und dessen Anhangsorgane liegen. Sie enthält den Augapfel, Augenmuskeln, Blutgefäße, Nerven, die Tränendrüse, Binde- und Fettgewebe und wird von folgenden sieben Knochen gebildet: Stirn- und Tränenbein, Oberkiefer, Joch-, Sieb-, Gaumen-, und Keilbein.

Platz schaffen in der Orbita

Tagungspräsident Gert Santler, Leiter der Abteilung für MKG-Chirurgie in Wels schilderte unter dem Motto "Back to the Orbit" das Pocedere im Falle einer chirurgischen Therapie der Folgeerscheinungen von Morbus Basedow. Bei dieser Schilddrüsenerkrankung wird nicht selten ein Eingriff notwendig, weil die Augen hervortreten schlicht und nicht genügend Platz in der Orbita bleibt, was zu Schäden bis zu Erblindung führen kann. Wird eine chirurgische Erweiterung der Augenhöhle notwendig, kann diese mit Hilfe der sogenannten Drei-Wand-Kompression für mehr Volumen sorgen. Durchschnittlich tritt die Orbita nach diesem Verfahren, das dank ultraschallbasierter Mikrosägen gewebeschonend durchgeführt werden kann, um neun Zentimeter zurück.

Fremdkörper entfernen

Der Grazer Mathias Feichtinger referierte über den Einsatz von 3D-Computer-Navigation, die ursprünglich für die Neurochirurgie entwickelt wurde, in dieser sehr komplexen Region des menschlichen Körpers. Die gezielte Entfernung von Fremdkörpern oder die Wiederherstellung der knöchernen Symmetrie nach komplexen Gesichtsschädelfrakturen zählt zu den wichtigsten anwendungsgebieten- als anschauliches Beispiel dient bei der Pressekonferenz ein Fall der Entfernung einer Schrotkugel. Aber auch in Diagnostik und Therapie von Tumoren in der Augenhöhle kommt das innovative Verfahren zum Einsatz. Abgerundet wurde die Präsentation von dem Leiter der Abteilung für MKG-Chirurgie am LKH St. Pölten, Franz Watzinger, der unter dem Titel "Lidkorrektur - kein Bagatelleingriff" sowohl den funktionalen als auch die kosmetischen eingriff detailliert erörterte.

Zu den weitere Themengebieten der Tagung zählen unter anderem ästhetische Gesichtschirurgie, Implantologie und präprothetische Chirurgie, Lippen-, Kiefer- u. Gaumenspalten, Kraniofaziale Chirurgie, Kiefergelenkserkrankungen u. Gesichtsschmerz, Kopf- und Halstumore, Orthognathe Chirurgie, Rekonstruktive Chirurgie oder auch Traumatologie. (APA)