Das Gemüseorchester bei "Konspirative Küchenkonzerte" auf ZDF

Screenshot: konspirativekuechenkonzerte.de/

Wahnsinn im Fernsehen ist man gewöhnt. Um aber wie das Fernsehformat Konspirative Küchenkonzerte bereits zum zweiten Mal für den Grimme-Preis nominiert zu werden, muss man schon mehr draufhaben, als sich vor der Kamera aufzuführen wie im Irrenhaus.

Seit vergangenem Jahr läuft die Sendung nicht mehr auf freien Kanälen (wie dem Wiener Okto), sondern spielt quasi in einer anderen, nämlich öffentlich-rechtlichen Liga: ZDF Kultur. Auf den ersten Blick erweckt die zweite Folge der zweiten für ZDF produzierten Staffel, die Freitag um 22 Uhr zu sehen ist, den Eindruck kompletten Irrsinns: Die einen machen mit ausgehöhlten Karotten und aufgeschnittenen Melanzani ("für unsere deutschen Zuschauer: Eggplant") Musik, der andere spielt mit Gelatine herum und animiert die Zuschauer, aus riesigen Kaugummibrocken Skulpturen zu "kauen". Warum sie das tun? Gastgeber Marco Reyes Loredo lädt in jeder Folge Musiker (in diesem Fall das Wiener Gemüseorchester) und einen bildenen Künstler (Gereon Krebber) in seine Küche, um dort zu musizieren respektive den Raum künstlerisch zu bespielen. Er selbst kocht währenddessen.

Das könnte als Homevideo einer Privatparty enden. Weil es aber nicht nur charmant ist, sondern auch Mehrwert hat, werden die Küchenkonzerte vom Publikum fast noch mehr geliebt als von den Kritikern. Nicht nur sieht man hier, wie viel Freude alle Beteiligten an diesem Abend haben. Reyes Loredo schafft es mit seiner herrlich unverkrampften Gesprächsführung auch, einem die Künstler und ihre Arbeit wirklich näherzubringen. Er scheut keine blöde Frage - und bekommt genau so die interessantesten Antworten. (Andrea Heinz, DER STANDARD; Printausgabe, 27.1.2012)