Wien - Nicht nur die Gäste des WKR-Balls werden am Freitagabend auf den Heldenplatz kommen - auch die Demonstrationen gegen den Ball dürfen heuer hier wieder stattfinden. 2010 hatte die Polizei nach Zwischenfällen im Vorfeld des Balls die Demonstrationen untersagt.

Auch aus mehreren deutschen Städten sollen Busse mit Gegendemonstranten kommen, der Verfassungsschutz befürchtet schwere Ausschreitungen, berichteten mehrere Medien im Vorfeld. Die Organisatoren der Kundgebung "Jetzt Zeichen setzen" sprachen am Donnerstag hingegen von "Panikmache" und "übertrieben".

Der WKR-Ball wird um 21 Uhr in der Hofburg eröffnet, Einlass ist ab 20 Uhr. Ab 16.30 gilt rund um die Hofburg ein Platzverbot. Bereits um 10 Uhr findet beim Burgtor eine Gedenkveranstaltung anlässlich des Jahrestags der Befreiung von Auschwitz statt. Ab 17 Uhr treffen sich die Demonstranten zu zwei Demozügen, einmal vor dem Hauptgebäude der Universität, einmal vor dem Westbahnhof. Um 18.30 beginnt die Großdemo am Heldenplatz.

Der Platz wird parallel zum Ring geteilt, die Bühne der Gegendemonstranten wird hinter dem Heldentor aufgebaut. Angekündigt sind Bands wie Clara Luzia, Christoph und Lollo oder Kommando Elephant.

Die Polizei rechnet mit etwa 3000 Teilnehmern bei den Demonstrationen, 1000 Beamte sollen einsatzbereit sein. Die Organisatoren des WKR-Ball rechnen ebenfalls mit etwa 3000 Ballgästen. Das wäre eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr: Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) ging 2011 von etwas mehr als 700 Besuchern aus.

Die meisten Gäste kamen in den Jahren von 2000 bis 2005, als die FPÖ in der Regierung saß - seither gehen die Besucherzahlen zurück. Für die FPÖ ist er das wichtigste gesellschaftliche Ereignis des Jahres: Rund um den Ball fand bereits mehrmals das "Patriotentreffen" statt, Austragungsort war dabei oft die freiheitliche Akademie in Wien. Vertreter von Rechtsaußen-Parteien aus ganz Europa kommen zu dem Treffen, um sich politisch zu koordinieren. Der Ball ist Rahmenprogramm.

"FPÖ wächst zu schnell"

"Die FPÖ wächst derzeit zu schnell", sagt Andreas Peham, Rechtsextremismus-Experte des DÖW. Die Burschenschaften, traditionell die intellektuelle Kaderschmieden der FPÖ, könnten nicht schnell genug Nachwuchs produzieren, um Stellen zu besetzten. Ein ähnliches Problem hatte die Partei Ende der 1990er- Jahre, damals wurden wichtige Positionen schließlich mit Quereinsteigern besetzt.

Seit der Spaltung 2005 hat der Einfluss der Burschenschafter wieder zugenommen. FP-Parteiobmann Heinz-Christian Strache wird zwar intern teilweise belächelt, weil er nur Mitglied einer schulischen Verbindung ist - gleichzeitig sei aber beiden Seiten klar, dass sie einander brauchen, meint Peham: "Die Burschenschafter wissen, dass die FPÖ ohne ihn bei Wahlen nicht auf mehr als 17 Prozent käme. Und Strache weiß, dass die Burschenschafter das Rückgrat der Partei sind." (tob, DER STANDARD, Printausgabe, 27.1.2012)