Tanz ist nicht nur mit menschlichen Körpern möglich. Ákos Hargitay zeigt in Home Parkour, das aktuell für junges Publikum ab 13 Jahren im Dschungel Wien zu sehen ist, wie man auch mit so Unbeseeltem wie Wohnungsinventar tanzen und emotionsgeladene Geschichten erzählen kann.
Mit dem Gehabe eines Clowns, in weißem Anzug und Melone, betritt Ákos Hargitay die Bühne, clownesk auch seine Versuche, das Publikum zum Lachen zu bringen. Auf der Bühne selbst findet sich lediglich ein Holzkubus auf Rollen, der ganz offensichtlich eine stilisierte und vor allem winzige Wohnung abgeben soll: Fenster und Tür, ein Tisch, ein Stuhl.
In dieser Manege lässt der "Clown" Hargitay die zwei Tänzer Seo-youn Kim und Sung-hyun Kim tanzen oder vielmehr leben. Sie tanzen in und mit dem Mobiliar und erinnern mit Versatzstücken aus Breakdance, Hip-Hop oder Capoeria manchmal an ausgelassen tobende Kinder.
Tatsächlich bringt ihr Tanz nicht nur die Anpassung an räumliche Verhältnisse zum Ausdruck. Sie spielen in ihren Bewegungen (oft scheinbar befohlen durch ein Fingerschnippen Hargitays) auch verschiedene Konstellationen zwischen zwei Menschen, zwischen Mann und Frau durch: Abneigung und Gewalt lassen sich ebenso erkennen wie Unterstützung und starke Anziehung.
Die Stärke des Stückes ist diese Offenheit: Es kann, wie eine Zirkusvorführung, ob seines akrobatisch-tänzerischen Könnens bestaunt werden. Daneben aber lassen sich darin die verschiedensten Arten entdecken, auf die zwei Menschen miteinander leben können. (hein / DER STANDARD, Printausgabe, 27.1.2012)