Rom - Straßenblockaden wegen eines Fernfahrerprotests und Streik im öffentlichen Verkehr: Italien erlebt schwierige Tage. Gegen die Regierung von Premier Mario Monti hat am Freitag in Italien ein 24-stündiger Streik im öffentlichen Verkehr begonnen. Der Arbeitsausstand betrifft den Bahn-, Flug-, und Nahverkehr. Die italienischen Eisenbahner legten am Donnerstagabend die Arbeit nieder. Problematisch könnte dieser Umstand für Reisende von und nach Italien werden, mehrere internationale Verbindungen könnten ausfallen. Die ÖBB bieten anlässlich des bevorstehenden Streiks zum Teil Ersatzbusse an.
Die in den Streikzeitraum fallenden Fernverkehrszüge der ÖBB und der Deutschen Bahn auf der Linie München - Innsbruck - Brenner - Italien beginnen und enden am Freitag am Innsbrucker Hauptbahnhof, wie die ÖBB am Freitag mitteilte. Für folgende Züge wird ein Schienenersatzverkehr angeboten: Ab Innsbruck um 11:27 nach Bologna, um 13:27 nach Venedig und um 17:27 Uhr nach Verona. Für die aus München ankommenden Züge in Innsbruck um 09:27 und 15:27 Uhr müssen Bahnreisende auf die späteren Busverbindungen warten.
Regionalzüge
Die am Freitag verkehrenden direkten Regionalexpresszüge zwischen Innsbruck - Brenner und Lienz werden planmäßig geführt. Ausnahme ist der REX am Freitag ab Innsbruck um 15 Uhr - dieser wird im Schienenersatzverkehr geführt sowie zusätzlich der REX am Sonntag 29.01. ab Lienz um 14:21 Uhr nach Innsbruck (an 17:57 Uhr) ebenfalls mit Bus. Beim Nahverkehr im Tiroler Wipptal gibt es grundsätzlich keine Auswirkungen. Einfahrt in den Bahnhof Brenner (Brennero) ist im Streikzeitraum nicht gewährleistet.
Im italienischen Zugverkehr ist mit Zugausfällen, Ausfällen in Teilstrecken sowie Verspätungen zu rechnen, hieß es. Der innerösterreichische Fernverkehr sei vom Streik allerdings nicht betroffen. Das gelte auch für den Grenzübergang Tarvisio in Kärnten.
Flugverkehr
Streiks geplant hat auch das Boden- und Flugpersonal aller italienischen Airlines - mit Ausnahme der Alitalia, da hier bereits eine Einigung bei der Verhandlung über die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter an Bord erreicht wurde. Auf den römischen Flughäfen Ciampino und Fiumicino ist ein vierstündiger Arbeitsausstand geplant. Außerdem kam es am Freitagvormittag in den Städten wegen des Streiks der Bediensteten im Nahverkehr zu erheblichen Verspätungen.
Mit dem Arbeitsausstand wollen die Gewerkschaften gegen die Kürzungen der staatlichen Finanzierung der Nahverkehrsgesellschaften protestieren, die von der Regierung Monti im Rahmen des neuen Sparpakets beschlossen wurden. Die Gewerkschaften befürchten dadurch gravierende negative Auswirkungen auf den Bereich des öffentlichen Verkehrs.
Süditalien lahmgelegt
Die Fernfahrer setzten am Freitag zum letzten Tag ihren am Montag begonnen Protest fort. Der Lkw-Streik legte Süditalien lahm. Mehrere Regionen bekamen die Folgen der Straßenblockaden der Fernfahrer besonders stark zu spüren. In vielen süditalienischen Supermärkten standen die Regale leer, Tonnen verderblicher Lebensmittel konnten nicht zugestellt werden. Bäckereien mussten wegen Engpässen bei der Mehlversorgung die Brotproduktion einstellen. In Neapel wurden verderbliche Produkte, die wegen der Blockade den Supermärkten nicht geliefert werden konnten, an die Bevölkerung verteilt. Für die Agrarbranche sei durch den Protest ein Schaden von 150 Millionen Euro entstanden, berichtete der Landwirtschaftsverband Coldiretti. In vielen Tankstellen war kein Treibstoff mehr zu finden.
Zum fünften Tag infolge blockierten die Frächter wichtige Verkehrsachsen und verhinderten die Zufahrt zu den Fährenhäfen. Wegen der Straßenblockaden kam es in mehreren süditalienischen Städten zu Problemen mit der Müllentsorgung. Die streikenden Fernfahrer wollen bis heute Abend (Freitag) ihren Arbeitsausstand fortsetzen. Die Front der protestierenden Frächter droht sich jedoch zu spalten. In Apulien kam es zu Handgreiflichkeiten zwischen streikenden Fernfahrern und Kollegen, die sich dem Arbeitsausstand nicht anschließen wollten. Im süditalienischen Campobasso wurde ein Lkw angeschossen, der vor einer Straßensperre nicht gehalten hatte.
Die Auswirkungen des Lkw-Streiks belasteten auch zunehmend Norditalien. Der Zugang zum Hafen Genua blieb weiterhin gesperrt. Auch die Industrie bekam die Folgen des Protests hart zu spüren. Dutzende von Produktionswerken wurden lahmgelegt. Die Produktion in zwei Coca Cola-Fabriken kam gestern zum Erliegen. Bei Fiat musste die Arbeit zum dritten Tag infolge eingestellt werden, weil der Nachschub an Lieferungen ausgefallen war. EU-Kommissar Antonio Tajani machte auf die Regierung Monti Druck für ein sofortiges Ende des Protests. "Unterbrechungen im freien Umlauf der Waren ist im EU-Raum verboten", mahnte Tajani. (APA)