Bild nicht mehr verfügbar.
Wie ein Haus zum Krafwerk werden könnte: mit Photovoltaik-Anlage und Windrad am Dach.
Eine kleine Überlegung zum heurigen "Jahr der erneuerbaren Energie für alle", das von der UNO ausgerufen wurde: In Zukunft sollte es selbstverständlich sein, dass Gebäude nicht nur Energie verbrauchen, sondern selbst auch Energie erzeugen. Nämlich mindestens so viel Energie, wie in ihrem Inneren verbraucht wird. Es wird beispielsweise undenkbar sein, dass ein südseitiges Dach oder auch eine südseitige Fassade nur unproduktives Mauerwerk mit Verputz sind. Oder es werden Klein-Windkraftwerke auf dem Dach montiert. Oder es wird im Keller eine Mini-Kraft-Wärme-Kupplung installiert - beispielsweise eine Pelletsanlage, die nicht nur Wärme, sondern auch Strom erzeugt.
Damit diese Vision Wirklichkeit werden kann, braucht es vor allem eines: Eindeutige Vorschriften. Sprich: Die eigene Eigenenergieversorgung zumindest von Neubauten wird in der Bauordnung vorgeschrieben.
Was angeblich dagegen spricht
Der Aufschrei, der einer derartigen Forderung folgt, ist unausweichlich. Die Gegenargumente sind bekannt und alt:
- a)So etwas kann man doch nicht den Bauherren aufzwingen, ein derartiger dirigistischer Eingriff ist undenkbar.
- b)Vor allem Photovoltaikanlagen sind immer noch absolut unwirtschaftlich, deren Installation rechnet sich nicht.
Unwirtschaftliche Toiletten
Gut, akzeptieren wir diese Argumente - aber dann bitteschön auch wirklich konsequent. Schaffen wir doch dann auch diese ebenso "unsinnige" Vorschrift ab, dass in Häusern bzw. Wohnungen auch Toiletten eingebaut werden müssen. Erstens ist dies ein massiver dirigistischer Eingriff und zweitens sind Toiletten noch weitaus unwirtschaftlicher als Photovoltaikanlagen. Die Investitionskosten einer Toilette kommen nie wieder herein.
Im Gegenteil: Klos verursachen sogar massive Folgekosten, die ihren Einwohnern aufgebürdet werden. Denn Toiletten verursachen Abwässer, die in Kläranlagen behandelt werden müssen und für deren Transport ein unglaublich aufwändiges Kanalnetz errichtet und erhalten werden muss. Die Bewohner müssen also nicht nur für die Installationskosten aufkommen, sondern in der Folge auch Abwassergebühren zahlen. Außerdem müssen sie auch noch Wassergebühren zahlen, damit die Fäkalien weggespült werden können. Wirtschaftlich gesehen ist das doch der reine Wahnsinn.
Ohne Toiletten geht's halt nicht
Aber ohne Toiletten geht‘s halt nicht, heißt es dann. Und? Ein Haus ohne Energieversorgung ist auch undenkbar - ohne Strom geht's halt auch nicht. Wo ist der Unterschied? Doch, es gibt einen: Im Gegensatz zu Toiletten verursachen Photovoltaikanlagen keinen Schmutz - sondern erzeugen Strom. Ist eine Photovoltaikanlage erst einmal eingebaut, spart sie Betriebskosten - oder bringt sogar Geld herein, wenn der Strom ins Netz eingespeist wird.
Kurz: Wird ein Haus gebaut, gibt es Vorschriften für den Wasseranschluss, für den Stromanschluss, ja sogar für Autoabstellplätze - warum in aller Welt sollte es keine Vorschrift für die Stromerzeugung geben? (Roman David-Freihsl, derStandard.at, 27.1.2012)