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Ringsperren wegen Demonstrationen verschlechtern laut ÖVK-Untersuchung die Wiener Luftqualität.

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Untersuchungen und Studien werden oft gemacht, um etwas mit wissenschaftlichem Werkzeug nachzuweisen, was man eigentlich eh schon längst weiß, was im Grunde jeder längst sehen oder vielleicht auch riechen kann. Dieser Nachweis durch Experten, die nach anerkannten Methoden die Wahrheit suchen, ist trotzdem meistens unerlässlich, weil man mit Vermutungen doch manchmal verkehrt liegt.

So wurde unlängst um die Wiener Ringstraße die Luftsituation analysiert, und die Untersuchung im Auftrag des Vereins für Kraftfahrzeugtechnik (ÖVK) bestätigt das Erwartete: "Eine dreistündige Sperre des Rings vom Opernring bis zum Schottentor, mit vorgesehener Umleitung über die 2er-Linie und den Gürtel, verursacht je nach Änderung der maßgebenden Parameter vier- bis achtmal höhere Emissionen als an normalen Tagen ohne Sperre, mit stündlichen Spitzenwerten von bis zu 15-mal höheren Emissionen."

Jetzt wissen wir also definitiv, dass Demonstrationen auf der Ringstraße die Luftqualität in Wien negativ beeinflussen. Daraus zieht der Herausgeber der Publikation und Vorsitzende des VKI, Hans Peter Lenz, nun folgenden Schluss: "Wegen der bis zu 15-fachen Erhöhung der Schadstoffemissionen und entsprechender Gesundheitsgefährdung infolge Sperre der Ringstraße sollte auf deren Sperre zu Demonstrationszwecken zu Zeiten hohen Verkehrsaufkommens verzichtet werden."

Wie dürfen wir diese seltsame Forderung weiterdenken? Hat der Kampf Automobil gegen Demokratie begonnen? Oder ist die Emissionserhöhung lediglich ein Teilaspekt der Tatsache, dass Demonstrationen einfach lästig sind und sie erst durch ihre offensichtliche Beeinträchtigung des gewohnten Ablaufs ihre Signalwirkung entfalten können? (Rudolf Skarics/DER STANDARD/Automobil/27.01.2012)