Überblick über die orbitalen Positionen der Planeten in den von "Kepler" untersuchten Sternsystemen.

Illustration: NASA Ames/Dan Fabrycky, UC Santa Cruz

Washington - Vielen mag noch die Ehrfurcht gebietende Zahl von mehr als 100 Milliarden Planeten, die laut jüngsten Berechnungen um die Sterne der Milchstraße kreisen, in den Ohren klingen. Und das ist nicht einmal die Zahl der Planeten insgesamt, sondern nur jener, die innerhalb der sogenannten "bewohnbaren Zone" um ihren jeweiligen Stern liegen. Die Gesamtzahl aller Planeten in der Milchstraße ist noch einmal wesentlich höher. Planetensysteme seien keine Ausnahme, sondern die Regel, folgerten die Astronomen, die die Berechnung durchgeführt hatten.

Kein Wunder also, dass laufend neue Exoplaneten entdeckt werden. 26 bislang unbekannte Planeten in elf verschiedenen Sternsystemen vermeldete dieser Tage das Team des "Kepler"-Weltraumteleskops. Dabei verteilen sich die neu entdeckten Welten nahezu über das gesamte Spektrum: Einige von ihnen verfügen laut NASA über einen Radius, der nur eineinhalbmal so groß ist wie der der Erde. Andere übertreffen dagegen noch den Jupiter. 15 liegen größenmäßig zwischen der Erde und dem Neptun - bei diesen bedarf es weiterer Untersuchungen, um zu bestimmen, ob es sich um Gas- oder Gesteinsplaneten handelt. 

Enge Bahnen

Die Orbits sind durchaus unterschiedlich: Einige umkreisen ihren Mutterstern alle sechs Tage, andere alle 143 Tage. Allerdings haben alle diese Planeten die Gemeinsamkeit, dass sie ihren Stern in einem relativ engen Orbit - nämlich in geringerem Abstand als dem zwischen Sonne und Venus - umkreisen.

Keiner der Planeten ist ein Einzelgänger: In den untersuchten Systemen, die sich zwischen 1.000 und 10.000 Lichtjahre von uns entfernt befinden, sind jeweils mindestens zwei bis fünf Planeten vorhanden. Das nach den bisherigen Beobachtungsmöglichkeiten umfangreichste System ist das von Kepler-33, einem Stern, der älter und massereicher als unsere Sonne ist und von mindestens fünf Planeten umkreist wird. Darunter auch einem von der verlockend geringen Größe von 1,5 Erddurchmessern - allerdings zieht diese vermeintliche Schwesterwelt unserer Erde auf einer Bahn um den Stern, die enger ist als die des Merkur um die Sonne.

Das Gerät

"Kepler" sucht seit März 2009 mit der größten Kamera, die jemals in den Weltraum gebracht wurde, nach einer "zweiten Erde" im All. Das nach dem deutschen Astronomen Johannes Kepler benannte Teleskop kann mit seiner 95-Megapixel-Kamera den leichten Dimmer-Effekt erfassen, der entsteht, wenn ein Planet von der Erde aus gesehen vor seinem Stern vorbeizieht. Insgesamt hat das Teleskop bereits mehr als 60 Planeten und über 2.000 mögliche Kandidaten aufgespürt. Auch das "Kepler"-Team stimmt daher in die eingangs getroffene Aussage ein: Die Milchstraße sei "vollgepackt" mit Planeten. (red)