Sheffield - Der Russe Jewgeni Pluschenko ist zum siebenten Mal Eiskunstlauf-Europameister (2000-Wien,01,03,05,06,10,12). Der 29-Jährige überholte am Samstag in der Sheffield Arena mit der besten Kür seinen nach dem Kurzprogramm vorangelegenen Landsmann Artur Gatschinski. Dritter wurde der französische Titelverteidiger Florent Amodio. Der Vorarlberger Viktor Pfeifer verbesserte sich mit Kür-Rang 17 vom 21. auf den 18. Platz.

Pluschenko hat trotz Knieschmerzen ein fantastisches Comeback auf EM-Ebene hingelegt, nachdem er erst per Ausnehmegenehmigung des Weltverbandes (ISU) die Teilnahmeberechtigung an den Titelkämpfen erhalten hatte. In seinem ersten internationalen Wettkampf nach fast zwei Jahren sprang er sogar einen vierfachen Toeloop, dieses Element ist für sein lädiertes Knie besonders schmerzvoll.

Zudem glänzte der Olympiasieger von Turin 2006 mit Kombinationen aus dreifachem Lutz, doppeltem Toeloop und Rittberger sowie dreifachem Axel mit Toeloop. "Ich bin trotz meiner Knieverletzung hergekommen, um mich zu präsentieren und für meine Fans zu laufen", sagte der 29-Jährige. Schon auf dem Eis ballte er zum Ausdruck seiner Freude die Faust. Die WM im März in Nizza lässt er wegen einer Knieoperation aus.

Mit 261,23 Punkten honorierte das Preisgericht nicht nur die Sprünge des dreifachen Weltmeisters, sondern auch seine gute Interpretation des "Tango de Roxanne". Gatschinki zeigte sportlich zwar die höherwertigen Elemente, die Ausstrahlung ließ dagegen zu wünschen übrig. Mit 246,27 Zählern landete der 18-Jährige deutlich hinter seinem großen Vorbild. Beide trainieren seit Jahren bei Starcoach Alexej Mischin.

Pfeifer machte drei Plätze gut, einen davon aber durch das Nichtantreten des belgischen Kurzprogramm-Siebenten Kevin van der Perren. Mit 168,92 Punkten blieb er knapp zehn Zähler hinter seiner internationalen Bestmarke (EM 2010). Bei den nationalen Titelkämpfen im Dezember in Graz war er gar auf 200,07 Punkte gekommen. Es ist sein schon vierter 18. EM-Rang nach seinem Debüt 2005 sowie 2006 und 2011.

2010 war der in den USA trainierende Pfeifer schon EM-17., eine Tendenz nach oben ist aber nicht zu erkennen. ÖEKV-Präsidentin Christiane Mörth war mit dem 24-Jährigen jedoch zufrieden. "Es ist eben alles dicht beisammen, die Bewerbe sind stark besetzt. Viktor hat den dreifachen Axel nicht riskiert, und das war richtig. Wenn der misslungen wäre, hätte er ihn aus dem Konzept gebracht."

Kostner zum vierten Mal am europäischen Thron

Die Italienerin Carolina Kostner kürte sich in der Sheffield Arena zum insgesamt vierten Mal zur Eiskunstlauf-Europameisterin. Die 24-Jährige verteidigte mit ihrer Kür zu Mozart-Klängen die im Kurzprogramm herausgeholte Führung mit Bravour und hatte mit 183,55 Punkten 16,61 Zähler Vorsprung auf die Finnin Kiira Korpi. Bronze ging weitere 1,01 Punkte dahinter an die Georgierin Elene Gedewanischwili.

Kostner hatte ihre anderen EM-Titel 2007, 2008 und 2010 geholt. 2011 wurde sie in Bern von Lokalmatadorin Sarah Meier besiegt, für die Schweizerin war es der letzte Karriere-Wettkampf. Der Titel war diesmal also vakant. Die Wienerin Kerstin Frank war in der Qualifikation gescheitert und wurde Gesamt-30.

Silberstreifen am Horizont des Paarlaufs

Zehn Jahre lang, von 2000 bis 2010, kürte Österreichs Eiskunstlaufverband mangels geeigneter Sportler keine Meister im Paarlauf. Seit dem Zusammenfinden der Salzburger Stina Martini (18) und Severin Kiefer (21) ist die Peinlichkeit Vergangenheit. Dieses Duo ist aber auch international konkurrenzfähig.

Bei der EM in Sheffield verteidigten die Staatsmeister mit einer ansprechenden Kür und persönlicher Bestleistung von insgesamt 112,10 Punkten den 15. Platz aus der Qualifikation. Lediglich der Dreifachwurfsalchow ging im Programm zu einer Romanze des spanischen Gitarristen Vincente Amigos daneben. In der Kür selbst ließen Martini/Kiefer Paare aus der Schweiz, aus Tschechien und Großbritannien hinter sich. (APA/red)

Ergebnisse aus Sheffield:

HERREN - Endstand nach Kurzprogramm und Kür: 1. Jewgenij Pluschenko (RUS) 261,23 Punkte - 2. Artur Gachinski (RUS) 246,27 - 3. Florent Amodio (FRA/TV) 234,18 - 4. Michal Brezina 229,30 - 5. Tomas Verner (beide CZE) 225,36 - 6. Javier Fernandez (ESP) 222,26. Weiter: 18. Viktor Pfeifer (AUT) 168,92

DAMEN - Endstand nach Kurzprogramm und Kür: 1. Carolina Kostner (ITA) 183,55 Punkte - 2. Kiira Korpi (FIN) 166,94 - 3. Elene Gedewanischwili (GEO) 165,93 - 4. Polina Korobejnikowa (RUS) 164,13 - 5. Viktoria Helgesson (SWE) 160,82 - 6. Ksenia Makarowa (RUS) 159,59. Weiter (in Qualifikation out): 30. Kerstin Frank (AUT)

PAAR - Endstand nach Kurzprogramm und Kür: 1. Tatiana Volosozhar/Maxim Trankov (RUS) 210.45 Punkte, 2. Vera Bazarova/Yuri Larionov (RUS) 193.79, 3. Ksenia Stolbova/Fedor Klimov (RUS) 171.81, weiter: 15. Stina Martini/Severin Kiefer (AUT) 112.10

EISTANZ - Endstand nach der Kür: 1. Nathalie Pechalat/Fabian Bourzat (FRA-TV) 164,18 Punkte - 2. Jekaterina Bobrowa/Dmitri Solowjew (RUS) 160,23 - 3. Jelena Ilinych/Nikita Kazalapow (RUS) 153,12. u.a. in der Qualifikation ausgeschieden: Barbora Silna/Juri Kurakin (AUT)