Gerhard Waldherr: Bruttoglobaltournee. In 26 Reportagen um die globalisierte Welt. Salis Verlag, Zürich, 2011. Euro 25,60

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Die weltweite wirtschaftliche, soziale und ökologische Verflechtung, Globalisierung genannt, hat sich in die abgelegensten Gegenden gefressen: In Ulan-Bator, Hauptstadt der Mongolei, ist sie genauso zu spüren wie auf Kuba, das Relikt des real existierenden Sozialismus. Im ewigen Eis der Antarktis werden Marathons abgehalten, und in den Schlafstätten Japans sitzen die ersten Babyboomer im Pensionsalter und warten - ja, auf was?

Aus solchen Orten schrieb Gerhard Waldherr Reportagen, die in Zeitschriften wie brand eins, Zeitmagazin oder GQ erschienen. Es sind nicht so sehr die fremden Kulturen im touristischen Sinn, die den Reporter interessieren. Vielmehr geht es ihm um das weltumspannend Gemeinsame, das Globalisierte vor dem jeweiligen kulturellen Hintergrund. Überall ist das Arbeitnehmerschicksal ähnlich - manchmal sozial abgefedert, häufig weniger.

Beim Lesen wird klar: Das Arbeitsethos des Deutschtürken irgendwo im Ruhrpott und das eines Mitglieds der Belegschaft der Sibirischen Eisenbahn ist so unähnlich nicht. Der arbeitende Mensch macht in der Regel gerne, was er macht, und ein bisschen stolz ist er auch darauf. Selbst wenn er sich im Lamento ergeht, wie der römische Beamte, der die unzähligen Kulturschätze Italiens zuerst einmal katalogisieren, dann verwalten und diese mehr und mehr einer kommerziellen Nutzung zuführen muss. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.1.2012)