Granada - Seit mehr als einem Jahr fordert nun das spanische Finanzministerium Zugriff auf die Bücher von Google Spain. Dessen Einkünfte scheinen auf dem Papier minimal zu sein. 2010 meldete die iberische Filiale bei 26 Mio. Euro Umsatz mit einem Verlust von 639.499 Euro.
Aber nicht nur in Spanien, sondern europaweit suchen Steuerfahnder nach Steuersündern, die an der Schuldenkrise Mitschuld tragen sollen. Je größer, desto besser für die leeren Staatskassen: Auch multinationale Konzerne geraten verstärkt ins Visier, denn diese gehen oft trickreicher ans Werk als der Normalsteuerzahler.
Das Gros der Google-Umsätze wird wenig überraschend in Steuerparadiesen wie den Bermudas versteuert, bei einem Satz von 2,4 Prozent, berichtet El País, aber auch über Niederlassungen in Irland und den Niederlanden. In Spanien hält Google laut Zahlen des Interactive Advertising Bu- reaus und PricewaterhouseCoopers 90 Prozent Marktanteil bei der Suchmaschinen-Werbung, mit einem Volumen von 417 Millionen Euro im Jahr 2010.
Damit die Inspektoren des Finanzministeriums aktiv werden, bedarf es keines Verdachts auf eine Straftat. Doch rückwirkend auf die Jahre 2006 bis 2008 sowie für 2010 wollen die Steuerfahnder klären, ob Einkommens- und Mehrwertsteuern korrekt an den Fiskus geflossen seien. Der weltgrößte Datensammler weigert sich jedoch, seine eigenen Daten preiszugeben. Google Spain wird in puncto Wirtschaftsprüfung von Ernest & Young vertreten, die unterstreichen, dass es gar nicht möglich sei, alle geforderten Informationen bereitzustellen.
Man halte alle rechtlichen Normen in allen Staaten ein, wo man präsent sei ein, kommentierte Google selbst die Causa lapidar. Dabei steht der Konzern in seiner Steuertaktik nicht allein: So versteuert auch Apple seine Spanien-Umsätze zu 99 Prozent in Irland. 2010 flossen an Spanien 14 Millionen Euro an Steuergeldern. 1,4 Milliarden Euro verdiente der Konzern am spanischen Markt. (Jan Marot aus Granada, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.1.2012)