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Men in Black: Bulgariens neuer Präsident Rosen Plevneliev (re.) und Regierungschef Boiko Borissov. Der platzierte seinen populärsten Minister im protokollarisch höchsten Amt, auf dass keine Gesetze mehr blockiert werden.

Foto: AP/Petrova

Die Bulgaren haben schon einige ungewöhnliche Figuren in die höchsten Ämter gebracht: einen Philosophen (Schelju Schelev), einen Ex-König (Simeon Sakskoburggotski), einen früheren Bodyguard (Boiko Borissov). Jetzt ist ein rastloser Manager von Großbauprojekten mitten im Schwung Staatspräsident geworden. Der richtige Mann im falschen Amt.

Das glauben auch viele Bulgaren, die den 47-jährigen Rosen Plevneliev dann doch gewählt haben. Der Bauingenieur, der vergangenen Sonntag in sein neues Amt eingeführt wurde, hat als Minister für Regionalentwicklung in den vergangenen zwei Jahren den lange verschleppten Bau von Autobahnen im Land vorangetrieben. Das hat ihn populärer gemacht als Ministerpräsident Boiko Borissov. Durch das kleine Bulgarien rauscht Europas Lastwagenverkehr in die Türkei und den Nahen Osten.

Was Plevneliev die nächsten fünf Jahre im Präsidentenpalast in Sofia machen soll, ist nicht recht klar. Bulgarien muss ein moderner europäischer Staat werden, gab er als Devise aus. Und er lüfte jeden Tag sein neues Büro, denn das Präsidentenamt brauche viel frische Luft. Für große politische Visionen hat der parteilose Unternehmer zu viel Bodenhaftung. Politisches Kalkül stand aber sehr wohl hinter der Kandidatur des jungenhaften, immer höflich auftretenden Plevneliev: Boiko Borissov will keinen Blockierer mehr im Präsidentenamt. Der bisherige, zehn Jahre amtierende Sozialist Giorgi Parvanov, griff den Premier immer wieder an und legte sein Veto gegen Gesetze ein.

Dennoch markiert Plevnelievs Amtsantritt eine Wende im ärmsten Staat der EU. Erstmals ist ein Selfmade-Man der Wendegeneration ins protokollarisch höchste Amt gelangt. Plevneliev war 25, als die sozialistische Volksrepublik unterging. Der Sohn eines Lehrerehepaars aus einer Kleinstadt an der Grenze zu Griechenland hatte sein Ingenieursstudium gerade abgeschlossen, gründete seine eigene Baufirma und ging nach Deutschland.

Plevneliev tingelte zuerst von einer Baustelle zur nächsten und heuerte dann als Subunternehmer bei der Lindner-Gruppe im niederbayerischen Arnstorf an. Sieben Jahre blieb er dort, war am Umbau des Reichstags in Berlin und dem Bau des Kanzleramts beteiligt, während Bulgarien Hyperinflation und Bankencrash erlebte.

1998 war er zurück in Bulgarien als Chef eines Tochterunternehmen von Lindner und baute weiter: das Sheraton in Sofia und ein riesiges Büroviertel. Borissov wurde auf den germanisch geschulten Manager aufmerksam. Als Minister habe er erst das Ausmaß an Korruption und Misswirtschaft im Land verstanden, sagte Plevneliev. Wer weiß, was er als Präsident noch so alles entdeckt.