Die Sanktionen gegen den Iran im Streit um das Atomprogramm zeigen Wirkung. Die iranische Zentralbank musste einen festen Umtauschkurs zwischen der Landeswährung Rial und dem US-Dollar festsetzen. Der Ansturm auf Geschäfte und auf Wechselstuben dauert an. Man befürchtet eine noch höhere Inflation. Der Rial verliert jeden Tag an Wert. "Wo bleibt der Regierungschef?", fragte sogar die konservative Zeitung Keyhan und warf der Regierung von Mahmud Ahmadi-Nejad Untätigkeit vor.

Der konservative Parlamentarier Ahmad Tawakoli stellte in Zweifel, ob es sinnvoll sei, Ahmadi-Nejad noch eineinhalb Jahre im Amt zu behalten. Und der Chef der Wirtschaftskommission im Parlament Meswahi Moghadam meinte, die Regierung habe kein Konzept, um die Wirtschaftsprobleme zu lösen. Ahmadi-Nejad wiederum warf seinen Gegnern vor, Hand in Hand mit dem Westen seine Regierung vor immer mehr Probleme zu stellen, um ein Klima der Unsicherheit zu erzeugen.

Am 2. März wird ein neues Parlament gewählt. Abgesehen von einigen unabhängigen Kandidaten findet der Wahlkampf zwischen drei konservativen Blocks statt. Eine Koalition der Gegner Ahmadi-Nejads unter der Schirmherrschaft von Ajatola Mahdawi Kani, dem Sprecher des Schlichtungsrats, hat die beste Voraussetzung, die Mehrheit zu erlangen. Die Reformer wollen weder an Wahlen teilnehmen noch einen Kandidaten unterstützen. Zuletzt riefen auch 39 verhaftete Intellektuelle und Journalisten in einem offenen Brief aus dem berüchtigten Evin- Gefängnis dazu auf, die Wahl total zu boykottieren. Sie verlangen außerdem die Freilassung der Wortführer der Grünen Bewegung, Mirhossein Mousawi und Mehdi Karrubi, die sich seit fast einem Jahr unter Hausarrest befinden. (N. N.* aus Teheran/DER STANDARD, Printausgabe, 30.1.2012)