
Diesen Brief fand der Lehrling in seinem Postkasten.
Ein 17-jähriger Junggewerkschafter, der sich für die Demonstrationen gegen den Ball des Wiener Korporationsrings (WKR) engagierte, hat vergangene Woche einen Drohbrief im Postkasten seiner Wohnung entdeckt. "Hoer auf gegen Rechts zu kämpfen!!! Heil Hitler", stand darin geschrieben. Die Buchstaben wurden aus einer Zeitung ausgeschnitten und auf einen Zettel geklebt. Handschriftlich ergänzten die Verfasser die Drohung mit dem Satz "Es hat Konsequenzen" und zwei Hakenkreuzen.
"Gegen extremistische, intolerante und menschenverachtende Auswüchse"
Der Lehrling reagierte in einer Stellungnahme, die derStandard.at vorliegt, schockiert. Dass er für seine Haltung gegen Extremismus einmal bedroht werden könnte, habe er sich nicht gedacht. "Ich bin Tag und Nacht im Einsatz, um den Arbeitnehmerinnen und -nehmern in der Firma zu helfen. In meiner kargen Freizeit engagiere ich mich gegen extremistische, intolerante und menschenverachtende Auswüchse. Dazu zähle ich auch den WKR-Ball, der in diesem Jahr sogar am Holocaust-Gedenktag stattfand. Meine Position habe ich auch bei einer öffentlichen Veranstaltung klargestellt."
Der Brief wurde zur Anzeige gebracht, die Ermittlungen laufen. Der Wiener SPÖ-Gemeinderat Christoph Peschek appelliert angesichts der Drohung an die Polizei: "Insbesondere, da wir wissen, dass rechtsextreme Straftaten zuletzt deutlich angestiegen sind, erwarten wir, dass der Verfassungsschutz dieser Angelegenheit die nötige Ernsthaftigkeit entgegenbringt."
Drohung an Sebastian Kurz
Auch Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) wurde zuletzt von Neonazis bedroht, berichtet die Gratiszeitung "Heute". In einem E-Mail, das unter anderem an Kurz gegangen ist, drohte eine Gruppe namens "We support Anders Breivik" mit chemischen Anschlägen und "christlichen Kamikaze"-Angriffen. Die Gruppe, die sich selbst als "Organisation von Ariern" bezeichnet, richtet ihre Drohungen auch an Organisationen und Unternehmen, die "ethnische Türken oder Juden" beschäftigen. (rwh, derStandard.at, 30.1.2012)