Vorbildlich renoviert: die römische Villa Poniatowksi.

Foto: Soprintendenza per i Beni Archeologici dell´Etruria

Ein Teil der Exponate konnte in die benachbarte Villa Poniatowski umsiedeln.

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Rom hat den Etruskern viel zu verdanken. Sie stellten drei der sieben Könige, die Rom von der Gründung der Stadt 753 v. Chr. bis 510 v. Chr. lenkten. Der letzte war Lucius Tarquinius Superbus, dessen Verbannung das Ende der Monarchie und den Beginn der römischen Republik markierte. Doch erst zwei Jahrhunderte später gelang den Römern der entscheidende Schritt zur Unterwerfung der Rivalen. Nach zehnjähriger Belagerung nahmen sie 396 v. Chr. Veji, die Hochburg der Etrusker, ein. Die antike Stadt erfährt heute eine Auferstehung dank der vorbildlichen Neuordnung des Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia.

Statt eng zusammengepfercht oder in Depots verstaut wie einst, werden die Zeugnisse der hohen Kunst der Etrusker endlich gebührend präsentiert. So ist der berühmte Apoll des Tempels von Veji, eine atemberaubende Terrakottastatue aus dem sechsten Jahrhundert v. Chr, nun von Funden umgeben, die etwas über die Menschen erzählen, die den Sonnengott verehrten. Grabbeigaben aus verschiedenen Nekropolen veranschaulichen ihr Selbstverständnis, andere Objekte geben Aufschluss über die Bestattungsriten: So wurde die Asche hochrangiger Persönlichkeiten in bronzenen Urnen auf einem vierrädrigen Karren zur letzten Ruhestätte getragen.

Die Ausführlichkeit, mit der Sitten und Bräuche der Etrusker vor Augen geführt werden, ist Frucht eines Projekts, das schon 1972 in Angriff genommen wurde. Nur: Gut Ding braucht Weile. Und natürlich Geld. Da dies bereits vor geraumer Zeit beantragt war, kam es zwar spärlich, aber es kam. Bei den heutigen Sparmaßnahmen hätte der Kulturhaushalt vermutlich kaum die notwendigen 20 Millionen Euro bereitstellen können.

Die Villa Giulia, in der die Kunst der Etrusker seit 1889 aufbewahrt wird, war dank späterer Funde zu klein geworden. Für die Erweiterung fiel die Wahl auf die benachbarte Villa Poniatowski. Sie wurde einst von dem Meister des italienischen Klassizismus, Giuseppe Valadier, für Fürst Stanislaus Poniatowski, einen Neffen des polnischen Königs, errichtet. Aber die Villa war 1871 in den Besitz der Familie Riganti gekommen, die in den kunstvoll dekorierten Sälen unter anderem Tierhäute gerben ließ, bevor sie sie dem Verfall anheimgab. Der Enteignungsprozess dauerte rund 15 Jahre, weitere zehn verstrichen, ehe 1998 die Restaurierungsarbeiten begannen. 2001 wurde die Villa dem Publikum zugänglich gemacht, um sie kurz darauf wieder zu schließen.

Nun, weitere zehn Jahre später, gehört die Villa offiziell zum Etruskischen Nationalmuseum und widmet sich insbesondere dem Volk der Latiner, die ähnlich wie die Etrusker an der Wiege der römischen Kultur Pate standen. Zu den bedeutendsten Funden zählen Reste eines Tempels, welcher der Mater Matuta, der Göttin des Frühlings, der Geburt und des Wachstums, geweiht war. Über die Bestattungsriten gibt ein monumentaler, aus Eichenholz geschnitzter Sarkophag Auskunft.

Wer nach dem Betrachten so außergewöhnlicher Zeugnisse der Zeit noch mehr über sie erfahren möchte, wird in der ebenfalls neu eingerichteten Bibliothek fündig. 17.000 Bände zur Etruskologie und Altrömischen Zeit stehen hier dem Wissbegierigen zur Verfügung. (Eva Clausen, DER STANDARD - Printausgabe, 31. Jänner 2012)