Saalfelden - Philosophen und Ökonomen wie Karl Marx haben schon im 19. Jahrhundert die Funktionen von Geld untersucht - angesichts der aktuellen Krisen zweifeln immer mehr Menschen an den Segnungen des Finanzkapitalismus. Was natürlich seinen Niederschlag in Kunst und Kultur findet: Der österreichische Schriftsteller Peter Rosei war bislang eher für andere Themen bekannt.
In den 1970ern etwa mit literarischen Äquivalenten von Roadmovies, in denen das Unterwegssein als Metapher für die Ziellosigkeit des Lebens dient und Bewegung als primärer Lebenssinn beschrieben wird: Die Romane Wer war Edgar Allen? und Von Hier nach Dort sind Prosa wie ein Drogentrip, Literatur als Rauschmittel.
In seinem bislang letzten Buch Geld! (Residenz Verlag 2011) zeichnet der Autor - wie in den Vorgängerromanen Das große Töten und Metropolis - ein Sittenbild unserer Gesellschaft, er beschreibt ein Klima, in dem sich zerstörerische Wünsche mit himmelstürmenden Hoffnungen paaren.
Seine Protagonisten sind entweder schon gemachte Leute oder Aufsteiger auf der sozialen Leiter, Geld ist für sie eigentlich kein Thema. Da ist der 60-jährige Werbeagenturchef Georg Asamer; oder sein Nachfolger Andy Sykora, der weder Zweifel noch Skrupel kennt. Weil das allerdings nicht abendfüllend ist, sucht letzterer das Kasino auf, sprich: Er spekuliert an der Börse.
Dann gibt es noch einen reichen Schweizer Pharmakonzernerben, der in der Südsee das Hotel führt, in dem Sykora und Gattin Elena, eine Ex-Sekretärin in Asamers Agentur, die Flitterwochen verbringen. Später wird der Konzernerbe in Wien auch noch Frau Sykora "erben" .
Für die in der Systemlogik des Kapitalismus verhafteten Akteure gehört Raffgier zur Definition von Glück und Erfolg. Aber: Was ist mit den Verlusten? Der Roman endet übrigens vor der US-Immobilienkrise, die Geschichte ist also auch in Roseis präziser Psychostudie noch längst nicht zu Ende erzählt. Lesung des Autors. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD - Printausgabe, 31. Jänner 2012)