Mailand - Im Prozess gegen den ehemaligen italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi wegen mutmaßlicher Bestechung seines früheren Anwalts David Mills, könnte es zu einer überraschenden Wende kommen. Die Richter eines Schwurgerichts in Mailand haben am Montag einen Antrag von Berlusconis Rechtsanwälten, auf Befangenheit des im Verfahren zuständigen Mailänder Gerichts, für annehmbar erklärt. Mitte Februar soll beschlossen werden, ob der Prozess vor einem anderen Gericht weitergeführt werden soll. Da das Verfahren jedoch kurz vor der Verjährung steht, könnte der Prozess bald eingestellt werden.

Mit dem Antrag erhoffen sich die Rechtsanwälte Berlusconis, die für den 11. Februar geplante Urteilsverkündung zu stoppen. Berlusconis Rechtsanwälte bestreiten unter anderem, dass die Verjährungsfrist am 14. Februar greift, wie die Richter behaupten. Laut den Verteidigern sei das Verfahren jetzt schon verjährt.

Laut Mailänder Gerichtskreisen sollen die Verteidiger Berlusconis ihr Schlussplädoyer am 9. Februar halten, zwei Tage vor dem Plädoyer der Anklage, welches unmittelbar vor dem Urteilsspruch stattfinden soll. In dem Verfahren geht es um Vorwürfe, Berlusconi habe Mills in den 1990er Jahren für Falschaussagen 600.000 Dollar (heute 457.666 Euro) bezahlt. In einem anderen Prozess hatte die italienische Justiz Mills im Jahr 2009 in erster und zweiter Instanz wegen Korruption zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Das Kassationsgericht urteilte im Jahr darauf jedoch, die Mills zur Last gelegten Taten seien nach mehr als zehn Jahren verjährt. (APA)