Wintermorgen in Antalya: Die türkische Küste gehört zu Jahresbeginn den Pensionisten und Fußballspielern. Dauersaison und stetiger Besucherzuwachs haben österreichische Firmen aufmerksam gemacht.

Foto: Standard/Markus Bernath

Österreichische Unternehmen entdecken jetzt die Tourismusbranche in der Türkei. Der massive Ausbau von Luxushotels am Mittelmeer bietet einige Absatzchancen, wie die Firmen auf der Hotelmesse in Antalya feststellten.

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Antalya/Istanbul - Man kann sich natürlich fragen, wo das alles einmal enden soll. "Es wächst und wächst einfach", sagt Osman Ayik, "jedes Jahr zweistellig und zehn Prozent mindestens." Der Tourismus boomt in der Türkei. "Unser Land hat sich verändert", sagt der Chef des Hotelierverbands Türofed, die Infrastruktur ist um vieles besser geworden, mehr Straßen, mehr Tunnels, mehr Flughäfen. 30 Millionen Besucher hat die Türkei im vergangenen Jahr verzeichnet.

Antalya ist neben Istanbul das Epizentrum des türkischen Tourismus. Erstmals nehmen österreichische Unternehmer nun diesen Markt ins Visier. Auf der Internationalen Hotelmesse in Antalya präsentierte sich dieser Tage ein Dutzend Firmen am Stand der österreichischen Wirtschaftskammer. Knapp 600 Kilometer Küstenlinie am Mittelmeer sind ein großes Versprechen für den Um- und Ausbau von Hotelanlagen, für neue Resorts und luxuriöse Gesundheitsparks für eine immer neue Klientel. "Die Hotels für den Massentourismus sind abgedeckt", sagt Konstantin Bekos, der österreichische Handelsdelegierte in der Türkei, "jetzt kommt Qualität."

Für jeden ein Fußballfeld

Antalya im Winter heißt derzeit: deutsche Pensionisten, britische Pensionisten und sehr viele junge Männer in Trainingsanzügen, die durch die Hotellobbys flanieren. 1000 Fußballmannschaften trainieren mittlerweile im Winter an der türkischen Mittelmeerküste, das macht ungefähr 50 Fußballligen und wenigstens 30.000 Spieler, Trainer und Betreuer. Jede Hotelanlage, die etwas auf sich hält, hat ein Fußballfeld, komplett mit Beleuchtung. Im Barut Resort in Lara, einem Vorort von Antalya, kickte dieser Tage die Wiener Austria.

Die Konkurrenz unter den Hotels sei groß, sagt Ahmet Barut, der Chef in Lara und praktischerweise auch österreichischer Honorarkonsul; deshalb müsse jedes Jahr renoviert und verbessert werden. Platz für neue Hotelanlagen ist meist nur noch in der "zweiten und dritten Reihe" am Meer. Auch dies, so erklären Tourismusexperten, bedeutet Zwang zu mehr Luxus und besserem Angebot.

So kommt es, dass österreichische Designer wie Sibu, Siro oder Design composite aus Niedernsill im Salzburger Land plötzlich Absatzmöglichkeiten für Mobiliar oder aufwändige Innendekorationen sehen - komplizierte lichtdurchlässige Paneele, etwa zur Abtrennung in Hotelzimmern oder Lounges. Auch der Bettwaren-Hersteller Hefel aus Vorarlberg will nun mit Top-End-Produkten auf den Markt. "Die Türken sind Textilmenschen", stellt Ulrike Hefel auf der Messe in Antalya fest, "sie legen viel Wert auf gepflegtes Wohnen." Alternative Energieversorgung ist ein anderer Bereich, in dem die Österreicher Chancen sehen. Mit technisch neuen Solarmatten auf den Hoteldächern können Pools aufgeheizt werden oder Brauchwasser für Duschen, sagt Stefan Heim vom Tiroler Hersteller Ast: "Und schon 30 bis 40 Prozent Energie gespart." (Markus Bernath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.1.2012)