Monatelang niedrige Dienste für höhere Militärs: Oft genug mutiert die Ausbildung an der Waffe später zu einem simplen Handlangerjob. Da werden Grundwehrdiener in den Heeresgroßküchen zum Tellerschrubben vergattert, in den Amtsstuben mit lästigem Bürokram eingedeckt oder in den tarnfarbenen Fahrzeugen als Chauffeure benutzt.

Bei diesen Aussichten kein Wunder, dass dem Bundesheer die jungen Männer abhandenkommen. Nicht nur wegen der geburtenschwachen Jahrgänge, nein, immer mehr Taugliche ziehen es vor, statt des Wehrdienstes unter Dauerbefehlston lieber Zivildienst im Sozialwesen oder bei den Blaulichtorganisationen abzuleisten - und zwar ganze neun Monate lang statt sechs, wohlgemerkt.

Mit Recht will der Verteidigungsminister zunächst die Systemerhalter im Heeresbetrieb abbauen und dann endlich die Wehrpflicht abschaffen - auch wenn sich über sein politisches Vorgehen bekanntlich trefflich streiten lässt.

Auch 21 von 27 EU-Staaten haben die Sinnlosigkeit des Einziehens von meist widerwilligen Volljährigen längst erkannt - und setzen nur mehr auf freiwillige Berufs- und Zeitsoldaten. Doch die ÖVP denkt angesichts der schrumpfenden Zahl an Rekruten lieber daran, Untaugliche mit Drohgebärden gefügig zu machen. Stur hält sie an der Wehrpflicht fest - aber wohl nur zu einem einzigen Zweck: dass sie damit Darabos' Mission scheitern lassen kann. (DER STANDARD, Printausgabe, 31.1.2012)