London - Beim britischen Bezahlsender British Sky Broadcasting (BSkyB) brummt das Geschäft weiter. Der Sender verdiente zwischen Juli und Dezember operativ so viel wie noch nie. Beim Blick auf das laufende Jahr bleibt der Konzern wegen der weiter schwachen Konjunktur vorsichtig. Die Lage der Wirtschaft werde sich im laufenden Jahr nicht bedeutend verbessern, teilte BSkyB am Dienstag in London mit. Das Unternehmen selbst sei aber gut darauf vorbereitet und will sowohl mehr Produkte an die bestehenden Kunden verkaufen als auch neue Abonnenten gewinnen. In den ersten sechs Monaten stieg die Kundenzahl um 1,7 Prozent auf 10,47 Millionen. Die durchschnittliche Zahl der Produkte legte auf 2,6 (Ende Juni 2,5) zu.

Der Umsatz legte in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2011/12 (Juni 2012) um sechs Prozent auf 3,36 Mrd. Pfund (4,02 Mrd. Euro) zu. Operativ stieg der Gewinn um 29 Prozent auf 632 Mio. Pfund. Bereinigt um Sondereffekte lag das Plus bei 16 Prozent auf 601 Mio. Pfund und damit deutlich höher als von Experten erwartet. "Wir haben ein starkes erstes Halbjahr hinter uns. Die Kunden bleiben uns treu, auch wenn viele von ihnen aktuell eine harte Zeit haben", sagte BSkyB-Chef Jeremy Darroch. Die Aktionäre sollen mit einer um fünf Prozent auf 9,2 Pence erhöhten Dividende und durch einen Rückkauf von eigenen Anteilen über 750 Mio. Pfund vom Gewinnplus profitieren.

BSkyB will zudem in den kommenden beiden Jahren weitere 1.300 Stellen schaffen. Derzeit hat das Unternehmen rund 16.500 Mitarbeiter. Am Aktienmarkt kamen die Nachrichten gut an - das BskyB-Papier legte in den ersten Handelsminuten rund zwei Prozent zu. Abseits des operativ gut gelaufenen Geschäfts hatte der Bezahlsender, der vom Medienunternehmer Rupert Murdoch kontrolliert wird, ein turbulentes Jahr. Zum einen musste Murdoch das eigentlich geplante Übernahmeangebot für den Zukauf der restlichen 61 Prozent der Anteile für rund acht Mrd. Pfund wegen der Spitzelaffären seiner Zeitung "News of the World" zurückziehen.

Zum anderen hatte eine spektakuläre Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) für Aufregung gesorgt. Anfang Oktober entschied das Gericht, dass nationale Vorschriften, die die Verwendung ausländischer Decoderkarten untersagen, gegen den Grundsatz des freien Dienstleistungsverkehrs sowie gegen das Wettbewerbsrecht der EU verstoßen. Hintergrund war ein Streit der englischen Fußballliga mit der Pub-Besitzerin Karen Murphy. Die Wirtin aus Portsmouth hatte in ihrem Beisl Fußball im Pay-TV gezeigt, dafür aber keine Decoderkarte des britischen Bezahlsenders verwendet, sondern eine günstigere aus Griechenland. Aus den Geschäftszahlen lassen sich jedoch bisher keine Nachahmereffekte herauslesen. (APA)