Wien - 27 Prozent der Südafrikaner haben bereits eine Frau vergewaltigt, 45 Prozent häusliche Gewalt ausgeübt. Viele Männer wollen nach kriegerischen Konflikten aus der Gewaltspirale aussteigen. Wo und wie dies geschieht, war das Thema einer Veranstaltung, die am Dienstagabend im Albert Schweitzer Haus in Wien stattfand

Nichts außer dem Krieg erlebt

Vorab gab Autorin Rita Schäfer im VIDC (Wiener Institut für internationalen Dialog und Zusammenarbeit) einen kurzen Überblick, was sie in ihrer Studie "Männer als Täter und Opfer in kriegerischen Konflikten" zusammengefasst hat. So habe beispielsweise die lange Gewalttradition in Liberia nicht nur Einfluss auf die Familien, sondern auf das gesamte politische System.

Eine ganze "verlorene" Generation von früheren Kindersoldaten und jungen Männern habe nichts außer dem Krieg erlebt - und habe weder Arbeit, noch eine Perspektive. Die früher angewandte "Strategie" der Vergewaltigung sei in das "normale" Leben in Liberia übernommen worden, so Schäfer. Doch junge Männer, die früher Teil des Systems waren, wehren sich dagegen und versuchen, in den Gemeinden oder Kirchen eine Bewusstseinsänderung zu bewirken.

"Viele Männer verstehen, dass sich etwas ändern muss"

Unterstützt werden diese Menschen von UNO-Organisationen, aber auch von NGOs wie jener des Südafrikaners Dean Peacock. "Men as agents of crime" ist nicht nur in seiner Heimat, sondern weltweit tätig. "Viele Männer verstehen, dass sich etwas ändern muss."

Dennoch sei die Aufgabe alles andere als leicht. Männer seien nicht nur mit Gewalt aufgewachsen, sondern auch anders sozialisiert worden: Ein "richtiger Mann" nimmt keine ärztliche Hilfe in Anspruch (sechs Millionen SüdafrikanerInnen sind laut dem Aktivisten HIV-positiv), er akzeptiert kein Nein, trinkt dafür aber eine Menge Alkohol.

Hier versucht Peacock anzusetzen und die Einstellungen zu ändern. Einerseits geschieht dies über Initiativen in Gemeinden und Kirchen, andererseits scheut man sich aber auch nicht, PolitikerInnen vor Gericht zu bringen, die öffentlich gegen Frauenrechte wettern. Und schließlich nutzt "Men as agents of crime" in Südafrika die Medien und erreicht über lokale Radiostationen täglich zehn Millionen Männer pro Tag.

Frauenrechte als Bedrohung

Allerdings sind die Erfolge dieser Bemühungen in Peacocks Heimat mehr als bescheiden: "Die Situation ist eher schlimmer als besser geworden." Verantwortlich dafür macht der Aktivist die enorme soziale Kluft, den Alkoholmissbrauch, das fehlende Vertrauen in Polizei und Justiz sowie den Umstand, dass sich viele Männer durch die Frauenrechte bedroht fühlten. (APA)