Ulrike Diebold von der TU Wien erhält ein hochdotierten ERC-Grant für Oberflächenforschung.

Foto: TU Wien

Wien - Die Physikerin Ulrike Diebold von der Technischen Universität (TU) Wien erhält einen hoch dotierten Förderpreis des Europäischen Forschungsrates (ERC). Für die Untersuchung von Oberflächen von Festkörpern wird sie mit einem mit 2,5 Millionen Euro dotierten "Advanced Grant" ausgezeichnet, teilte die TU Wien am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien mit.

Diebold widmet sich "den obersten paar Atomlagen von Festkörpern", primär von Metalloxiden, wie sie betonte. Das ist jener Bereich, wo Reaktionen ablaufen und der für viele wichtige Effekte verantwortlich ist. Allerdings sind viele Vorgänge, die an Oberflächen ablaufen, noch nicht verstanden. Mit Hilfe von Rastertunnelmikroskopen untersucht die Professorin am Institut für Angewandte Physik, was sich auf atomarer Skala auf der Oberfläche abspielt. Dabei tastet eine feine Spitze regelrecht die einzelnen Atome einer Probe ab.

Grundlagenforschung

Von der Anwendung sei ihre Forschung "noch zwei Schritte entfernt", betonte Diebold, um dennoch gleich auf den Anwendungsbereich zu sprechen zu kommen. Etwa mit ihren Untersuchungen von Titanoxid, das bereits in vielen Produkten eingesetzt wird, beispielsweise wegen seiner strahlend weißen Farbe als Farbpigment oder wegen seiner Bio-Kompatibilität als Beschichtung von Implantaten wie künstlichen Hüftgelenken. Titanoxid kann aber auch als Photokatalysator eingesetzt werden: Beschichtet man etwa Baumwollfasern damit, werden Verschmutzungen durch den Luftsauerstoff bei Lichteinstrahlung aufgelöst.

"Man weiß aber noch nicht genau, wie das funktioniert", so Diebold, die im Rahmen ihrer ERC-Förderung Titanoxid genauer untersuchen will. Speziell interessieren die Wissenschafter Defekte an den Oberflächen, also etwa Stellen, wo einzelne Atome fehlen. "Genau dort laufen die Reaktionen ab", so die Physikerin. Bei Titanoxid können solche Defekte unter bestimmten Bedingungen von der Oberfläche in darunter liegende Atomschichten wandern. Was dadurch passiere, ist noch unklar und soll ebenfalls im Rahmen des ERC-Projekts studiert werden.

Neues Rastertunnelmikroskop

Schließlich soll mit den EU-Mitteln auch ein neues Rastertunnelmikroskop angeschafft werden, bei dem die Proben nicht wie bisher im Vakuum, sondern in Flüssigkeiten untersucht werden können. Dies würde beispielsweise ermöglichen, die Reaktion zwischen Metalloxiden und organischen Molekülen zu untersuchen, eine wichtige Frage, wenn es etwa um Bio-Kompatibilität geht.

Die "Advanced Grants" stellen das "Flaggschiff-Programm" des ERC dar, mit dem die EU Grundlagenforschung fördert. Damit sollen anspruchsvolle und risikoreiche fünfjährige Forschungsprojekte gefördert und die Wissenschafter ermutigt werden, die bestehenden Grenzen des Wissens und der Disziplinen zu überschreiten. An der TU Wien gibt es derzeit neun laufende ERC-Projekte, davon fünf "Advanced Grants" und vier "Starting Grants" für Nachwuchswissenschafter. (APA)