Rom - Die Vermisstensuche im verunglückten Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" ist teilweise gestoppt worden. Im versunkenen Teil des Wracks sei für die Sicherheit dafür nicht mehr ausreichend vorhanden, teilte Italiens Zivilschutzchef Franco Gabrielli den betroffenen Angehörigen am Dienstag mit. Das Schiff wird laut der Reederei nie mehr fahren, gegen Kapitän Francesco Schettino wurden außerdem neue Vorwürfe laut.

Die Suchaktion war bereits Sonntag früh unterbrochen worden, weil sich das Schiff in der Nacht etwas stärker bewegt hatte. Der Krisenstab auf der Insel Giglio hatte mehrfach betont, dass sich das 290 Meter lange Schiff zwar leicht bewege, jedoch stabil auf einem Felsen liege. Während die Taucher gefährdet sind, soll die Suche im restlichen Teil des Schiffes sowie im Meer fortgesetzt werden. Am Sonntag wurde eine 17. Leiche geborgen. Nach den Daten der Präfektur vom Sonntag fehlt noch von 16 Personen jede Spur.

Costa-Geschäftsführer: Keine Sicherheitsmängel

Das Schicksal des havarierten Kreuzfahrtschiffs ist bereits besiegelt: Die "Costa Concordia" werde auch im Fall seiner Bergung nie wieder fahren, sagte Pierluigi Foschi, Geschäftsführer der Reederei Costa Crociere, in einer Ansprache vor dem Senat. Am kommenden Mittwoch soll das Abpumpen des Treibstoffs aus dem Wrack beginnen. "Wir brauchen noch 24 Stunden, um die Pumpen zu installieren", so Foschi.

Der Costa-Geschäftsführer bestritt Sicherheitsmängel an Bord des havarierten Schiffes. Die Besatzung sei trainiert worden, um Notstandssituationen zu bewältigen. Alle vier Wochen werde das Personal einem Trainingsprogramm unterzogen. Foschi bemängelte, dass zu viel Zeit zwischen der Havarie und dem Evakuierungsbefehl vergangen sei. Zu diesen Aspekt seien Ermittlungen der Justizbehörden im Gange.

Bordarzt erhebt schwere Vorwürfe gegen Kapitän

Weitere Vorwürfe ergingen in Richtung des Kapitäns: Nach Angaben des Bordarztes Gianluca Marino Cosentino kam es wegen Schettinos Verhalten zu gravierenden Verzögerungen bei der Evakuierung. "Das Besatzungspersonal war schon eine halbe Stunde lang zur kompletten Evakuierung bereit, bevor per Lautsprecher der Befehl zum Verlassen des Schiffes kam", so Cosentino im Interview mit der neapolitanischen Tageszeitung "Il Mattino" (Dienstag-Ausgabe). Der Evakuierungsbefehl war seiner Ansicht nach nicht vom Kapitän gegeben worden. "Es war zu 90 Prozent nicht seine Stimme", so Cosentino.

In der Nacht nach der Havarie sei ihm der Kapitän geschockt und nicht bei sich vorgekommen. Er sei keineswegs seinen Koordinierungspflichten an Bord nachgekommen, so der Bordarzt. "Ich war sehr überrascht, als ich nach Mitternacht Schettino ohne Uniform auf der Insel Giglio gesehen habe", so Cosentino.

Bürgermeister Schaden will als Zeuge aussagen

Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ), der das Schiffsunglück der "Costa Concordia" als Passagier hautnah miterlebte, will als Zeuge vor Gericht aussagen. "Ich habe nicht vor, eine Klage aktiv einzubringen. Wenn es aber eine vernünftige Plattform gibt, schließe ich mich an", sagte Schaden am Dienstag

Die Tragödie hat vielen Menschen laut dpa die Lust auf Kreuzfahrten verdorben. Die Buchungen bei der italienischen Unglücksreederei "Costa Cruises" seien "deutlich" zurückgegangen, teilte der US-Mutterkonzern Carnival mit. Durch zahlreiche Umbuchungen sei es aber schwer, genaue Zahlen zu nennen, hieß es in dem am Montag vorgelegten Geschäftsbericht. Bei allen anderen Tochtergesellschaften bezifferte Carnival den Buchungsrückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit um die 15 Prozent. (APA)