Die Verflechtungen zwischen Finanz- und (Real-)Wirtschaftskrise scheinen viele Österreicher nicht so eng zu sehen. Bei einer Imas-Umfrage vom Dezember 2011 gaben 62 Prozent aller Befragten auf die Frage "Wovon wird es Ihrer Meinung nach abhängen, ob es Österreich in Zukunft gutgeht?" die Antwort: "Vom Behalten einer starken österreichischen Industrie." Damit sicherte sich der produzierende Sektor - trotz vorgegebener Antwortmöglichkeiten - recht deutlich den ersten Platz unter allen "Leistungsträgern" künftiger Wohlstandssicherung.

Für die Strategen der aktuellen Forschungsförderung muss sich das nachgerade wie ein Arbeitsauftrag anhören. Infrastrukturministerin Doris Bures untermauerte das erhobene Ergebnis am vergangenen Freitag noch mit der dazu passenden Statistik: "Jeder fünfte Euro, der in Österreich erwirtschaftet wird, hängt an der Sachgüterindustrie. Jeder fünfte Arbeitsplatz ist einer in der Sachgütererzeugung." Für die 2011 lancierte Forschungs-, Technologie- und Innovations-Initiative "Intelligente Produktion", die höhere Herstellungs- und Ressourceneffizienz zum Ziel hat, bedeutet das eine signifikante Erhöhung der Mittel: Das Fördervolumen für die industrienahe Forschung wurde somit von 50 auf 70 Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre angehoben. Immerhin würden angeblich 58 Prozent der produzierenden Unternehmen auch tatsächlich planen, ihre Forschungs- und Entwicklungstätigkeit signifikant zu steigern.

Bestellter Innovationsmotor

Die Produktion ist aber nur ein großer von ingesamt vier Schwerpunkten in der Forschungsförderung des Ministeriums. Für Bereiche wie öffentliche Infrastrukturprojekte könnte das bedeuten, das hier auch neue Wege gegangen werden. So prüft die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gerade, wie gut sich das viel diskutierte Instrument des sogenannten "pre-commercial procurement" als Innovationsmotor eignet.

Dabei agiert die öffentliche Hand nicht als Subventions-, sondern als Auftraggeber und "bestellt" quasi vorkommerzielle Innovationen, die der Lösung eines gesellschaftsrelevanten Problems dienen. Die ersten Einreichungen zum Thema Mobilität sind in einer Pilotausschreibung gerade in Begutachtung. Michael Binder, Leiter der Strategieabteilung der FFG, dazu: "Da hier ganz spezifische Entwicklungen in Auftrag gegeben werden, könnte sich dieses Instrument auch sehr gut zur Umsetzung konkreter politischer Ziele eignen." (saum/DER STANDARD, Printausgabe, 01.02.2012)