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Salmonellen findet man in Eiern oder im Schafkäse. Sie lösen heftigen Durchfall und Erbrechen aus.

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"Ich habe es im Gefühl, wenn das Ei weich ist." "Aber es ist hart - vielleicht stimmt etwas mit deinem Gefühl nicht?" Unvergessen, wie Loriot einst das Frühstücksei zur repräsentativen Folie aller Beziehungskrisen gemacht hat. Sorgen sollte Ehepartnern und solchen, die es noch werden wollen, weniger die angestrebte Kochzeit von viereinhalb Minuten machen, sondern eher ein gesundheitlicher Aspekt: nämlich die Tatsache, dass nicht ausreichend erhitzte Eier mitunter Salmonellen enthalten. Salmonelleninfektionen führen zu Erbrechen und Durchfall und können - wenngleich selten - sogar tödlich enden.

Spezielle Antikörper

Um das zu verhindern, nimmt die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) regelmäßig Proben von Lebensmitteln. Werden tatsächlich Salmonellen entdeckt, dann gilt es so schnell wie möglich, die Quelle festzustellen. Das gelingt allerdings nur, wenn man den Salmonellentypus eruieren kann. Jeder Salmonellentyp löst im Falle einer Infektion unterschiedliche Immunreaktionen aus. Der Körper produziert spezifische Antikörper, die den Keim unschädlich machen. Diese Reaktion haben bisher auch Forscher für die Bestimmung des sogenannten "Serotyps" verwendet.

Dafür muss man zunächst Antikörper in Kaninchen herstellen, um sie danach im Labor verwenden zu können. "Dieses Verfahren ist relativ aufwändig und teuer", sagt Angela Sessitsch vom Austrian Institute of Technology (AIT). Die Leiterin des Geschäftsfelds "Bioresources" hat nun mit ihren Mitarbeitern einen DNA-Chip entwickelt, der billiger, schneller und präziser als die alte Immunmethode arbeitet.

Das Prinzip: Man fixiere in einem Kunststoffgefäß die genetischen Fingerabdrücke der 50 wichtigsten Salmonella-Serotypen. Diese DNA-Einzelstränge binden an das Erbgut der Bakterien, lösen eine Lichtreaktion aus, die wiederum von einem Computer ausgelesen wird. Die Lichtreaktion sagt den Forschern dann etwas über die Eigenschaften der Bakterien: etwa ob es sich um eine Variante handelt, die nur auf Ziegenkäse wächst oder nur in Eiern vorkommt. Der Prototyp wurde mittlerweile patentiert, zurzeit wird er auf seine Tauglichkeit geprüft - sollte die Validierung wie erwartet positiv ausfallen, könnte Ende des Jahres mit der Produktion eines industriellen Chips begonnen werden.

Der Weg von der wissenschaftlichen Idee zum marktfähigen Produkt ist allerdings ein weiter, wie Lukas Madl gegenüber dem Standard erzählt. Madl ist Technologie-Transfer-Manager in der niederösterreichischen Landesgesellschaft Tecnet. Diese unterstützt Forschungszentren bei der Verwertung innovativer Technologien, sucht Lizenzpartner und begleitet Patentierungsverfahren.

Partner gefunden

Im Fall des Salmonella-Chips hat Madl Verhandlungen für das AIT mit Partnern in Kanada und England geführt, die - ähnlich wie die Ages - Referenzlabors für Lebensmittelanalysen betreiben. "Das Schwierige bei dem Salmonella-Chip war, dass wir zwei Jahre lang über ein Produkt verhandelt haben, das es noch nicht gab", sagt Madl. Diese Hürde wurde bereits genommen, ein Lizenzvertrag wurde unterzeichnet - und die Chancen, mit dem Produkt auf dem Markt zu reüssieren, stehen nicht schlecht. "International gibt es einen Trend, immunologische Nachweise durch molekulare Methoden zu ersetzen", sagt Sessitsch. Gesundheitsbehörden wie die Ages interessieren sich bereits für den Salmonella-Chip.

Wie viel Geld man damit verdienen kann respektive wird, ist noch ungewiss. Marktanalysen zeigen: Sofern sich der Chip sich gut etabliert (15 Prozent Marktanteil), wären mehr als zwei Millionen Euro pro Jahr an Erlösen möglich. Wobei der größte Anteil - in der Regel mindestens 80 Prozent - an jene Firma gehen wird, die den Chip produziert und somit die meisten Kosten und das Risiko trägt. Der Resterlös würde sich auf AIT, Tecnet und die weiteren Partner aufteilen. (DER STANDARD, Printausgabe, 01.02.2012)