Stockholm/Oslo - Die schwedische Nobel-Stiftung muss die Frage klären, ob der Wille des Preisstifters Alfred Nobel bei der Vergabe des weltberühmten Friedenspreises verfälscht worden ist. Wie die Stiftungssprecherin Jonna Petterson am Mittwoch bestätigte, ist ein entsprechendes Begehren der Bezirksbehörde Stockholm eingegangen. Die Aufsichtsbehörde für alle Stiftungen bezog sich dabei auf kritische Stimmen in Schweden sowie in Norwegen, wo der Friedensnobelpreis jährlich vergeben wird.

Diese werfen dem Osloer Komitee vor, die von Nobel in seinem Testament vor seinem Tod 1896 definierten Kriterien für die Preisvergabe in den letzten Jahren mehrfach verfälscht zu haben. Genannt wurden dabei unter anderem Entscheidungen für Menschenrechtler wie den Chinesen Liu Xiaobo 2010, für Leistungen bei der Bekämpfung von Armut durch den Bankier Muhammad Yunus 2006 oder für Umweltschützer wie die Kenianerin Wangari Maathai 2004.

Nobel hatte in seinem Testament bestimmt, dass der Friedensnobelpreis jeweils an einen oder bis zu drei Preisträger gehen sollte, der oder die "am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt hat (bzw. haben)".

Unter anderem ein Nachfahre des Preisstifters in Schweden hatte in einem Zeitungsbeitrag kritisiert, dass das Osloer Komitee den damit zum Ausdruck gebrachten Willen Nobels zunehmend verfälscht habe. Der norwegische Kritiker Fredrik Heffermehl sagte im Rundfunksender NRK: "Es hat in den letzten Jahrzehnten praktisch keine Loyalität gegenüber dem Testament mehr gegeben." Nobelinstitutschef Geir Lundestad erklärte ebenfalls bei NRK, man sehe der Untersuchung durch die Stiftung gelassen entgegen. Das Ergebnis soll bis 15. März vorliegen. (APA)