"Nach unten revidieren" - Das ist der Standardsatz der Institute, die mit Prognosen über das Wachstum befasst sind, in Deutschland wie auch hierzulande

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Die Deutsche Bundesbank hat ihre Konjunkturprognose 2003 für Deutschland gesenkt und erwartet nun eine Zuwachsrate nahe bei null. Für Österreich erwarten Experten ebenfalls weitere Wachstumsrückgänge, der Aufschwung im kommenden Jahr ist gefährdet.

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Frankfurt/Wien - Wirtschaftsforschungsinstitute wie das eher regierungsnahe Berliner DIW und auch die Deutsche Bundesbank gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft heuer kaum mehr wachsen wird. Die Deutsche Bundesbank rechnet mit einem deutschen Wirtschaftswachstum näher an null als an der ursprünglichen Prognose von 0,5 Prozent. Ein Bundesbank- Sprecher wollte die Zahlen nicht bestätigen und verwies auf eine Pressekonferenz seines Hauses am Mittwoch.

In Österreich gehen Experten davon aus, dass auch die Wachstumserwartungen hierzulande noch einmal kräftig nach unten revidiert werden müssen. Bisher ging das ^Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) von 1,1 Prozent Wachstum für heuer und 1,7 Prozent für 2004 aus. Vor allem den Aufschwung im kommenden Jahr sieht Ewald Walterskirchen vom Wifo gefährdet. "Deutschland kostet uns Wachstum - aber schlimmer ist der starke Euro. Er wird sich aber erst in einem halben, dreiviertel Jahr in Tourismus und Exportwirtschaft voll auswirken. Damit könnte er das Wachstum 2004 stärker beeinflussen als heuer."

Aber auch die 1,1 Prozent Wachstumsprognose für 2003 werden sich nicht halten lassen, diese Rate könnte durchaus halbiert werden, meinen Experten. Walterskirchen will sich noch auf keine neuen Schätzungen einlassen.

Schwache BIP-Daten

In Deutschland hat Bundesbank-Chefvolkswirt Hermann Remsperger bereits kürzlich nach Bekanntgabe der schwachen BIP-Daten im ersten Quartal angekündigt, die Bundesbank werde ihre Erwartung von einem halben Prozent Wachstum nach unten revidieren müssen.

Die Regierung geht in ihrer Prognose 2003 von einem Wachstum um 0,75 Prozent aus. Angesichts der anhaltenden Konjunkturschwäche warnte Grünen-Chef Reinhard Bütikofer laut Reuters vor weiteren Sparpaketen. In Kreisen der Regierung hieß es, falls Finanzminister Hans Eichel im Haushalt 2004 zwischen 15 und 20 Mrd. Euro einspare, werde dies zu einem um etwa einen Prozentpunkt niedrigeren Wachstum führen.

Die Opposition wies der Regierung die Verantwortung für die Konjunkturschwäche zu. In der rot-grünen Regierungskoalition wurden Forderungen nach einem Vorziehen der geplanten Steuerentlastungen laut. Das Finanzministerium wies dies zurück. Die Zeitung berichtete, die Bundesbank habe ihre Prognose für die deutsche Konjunktur bereits an die Europäische Zentralbank (EZB) weitergeleitet. Die EZB gibt ihre aktuellen Prognosen am Donnerstag bekannt. (Michael Moravec, DER STANDARD Printausgabe, 11.6.2003)