Screenshot: Facebook

David Choe hat wohl auf das richtige Pferd gesetzt, als er statt Geld Aktien für Facebook genommen hat. Der Graffiti-Künstler hat die Wände des ersten Büros des sozialen Netzwerks besprüht. Wenn Facebook dieses Jahr an die Börse geht, wird sein Anteil vermutlich 200 Millionen US-Dollar wert sein. Er könnte damit für seine Arbeit mehr Geld bekommen, als Sotheby's bei seiner Rekordauktion mit Arbeiten von Damien Hirst lukrierte - 200,7 Millionen US-Dollar.

"Wahnsinnig viel Geld"

Facebook will mit der am Mittwoch angekündigten Emission fünf Milliarden US-Dollar einsammeln. Das ganze Unternehmen ist vermutlich 75 bis 100 Milliarden US-Dollar wert. Mit dem Börsengang werden viele Menschen plötzlich zu Millionären und Milliardären werden. "Facebook wird den frühen Teilhabern wahnsinnig viel Geld bescheren", sagte Alex Gould, Technologie-Investor und Dozent am Stanford Institute for Economic Policy Research, gegenüber der "New York Times".

Nicht das erste Mal

Es ist nicht das erste Mal, dass eine Internetfirma ihren Angestellten und frühen Teilhabern viel Geld beschert. Schon als 1995 Netscape an die Börse ging, wurden viele Menschen reich. Unter anderem auch der Gründer des Browsers, Marc Andreessen, der früh 3,6 Millionen US-Dollar in Facebook investierte und bei einem Börsengang 200 Millionen zurückbekommt. Als Google an die Börse ging, wurden hunderte Menschen Millionäre, unter anderen auch Sekretärinnen, die Firmenmasseurin und der Firmenkoch.

Enormer Wert

Facebooks voraussichtlicher Wert ist enorm und um ein Vielfaches höher als Googles Initial Public Offering (IPO) 2004 mit 1,67 Milliarden US-Dollar. Facebook hat am Zweitmarkt, wo private Anteile gekauft und verkauft werden, bereits einen Wert von mehr als 80 Milliarden US-Dollar.

Während der Gründerjahre hat Facebook Anteile an 250 Angestellte vergeben. Im Jahr 2007 stoppte das Unternehmen die Ausstellung von Optionen und wechselte zu Belegschaftsaktien. Immer noch besitzt eine große Anzahl an Angestellten, die nach 2007 angestellt wurden, Millionen in Aktien. So besitzt Facebooks Finanzchef David A. Ebersman, der 2009 in die Firma kam, sieben Millionen in gesperrten Aktien.

Topverdienerin Sheryl Sandberg

Laut Börsenprospekt war im vergangenen Jahr Sheryl Sandberg, die als rechte Hand von Facebook-Gründer Mark Zuckerbergs das Tagesgeschäft leitet, Spitzenverdienerin des Unternehmens. Ihr jährliches Basisgehalt lag zwar bei "nur" 296.000 US-Dollar (225.000 Euro) plus 86.000 US-Dollar Bonus. Doch hat sie sich auch das Anrecht auf Aktien verdient - und deren Wert beläuft sich auf 30,5 Millionen US-Dollar.

Bei Chefentwickler Mike Schroepfer sieht die Lohntüte ähnlich aus: vergleichsweise kleines Grundgehalt, üppiger Aktienbonus. Er kommt auf 24,7 Millionen US-Dollar. Bei Chefjustiziar Theodore "Ted" Ullyot summierte sich das Gesamtgehalt auf knapp sieben Millionen US-Dollar.

Zuckerberg Geringverdiener

Zuckerberg selbst ist der Geringverdiener in der Chefetage. Aktien bekommt er gar keine - er besitzt ja auch schon gut 28 Prozent an Facebook, was ihn bei einem geschätzten Gesamtwert des Unternehmens von 100 Milliarden US-Dollar zum 28-fachen Milliardär macht. Allerdings liegen Zuckerbergs Grundgehalt (483.300 Dollar) und sein Bonus (221.000 Dollar) höher als bei seinen Kollegen. Ab 2013 sinkt sein Grundgehalt aber auf einen Dollar.

Insgesamt überwies ihm die Firma für das vergangene Jahr knapp 1,5 Millionen US-Dollar. Darin enthalten ist auch die Übernahme der Kosten für Zuckerbergs private Flüge in teuren Chartermaschinen - das sei aus Sicherheitsgründen nötig, wie es im Börsenprospekt heißt. Auch Verwandte und Freunde durften mit. Zuckerberg verflog binnen eines Jahres 693.000 Dollar.

Die Winklevoss-Zwillinge

Sogar Tyler und Cameron Winklevoss, die behaupten, dass Mark Zuckerberg ihnen die Idee zu Facebook gestohlen hat, besitzen rund 1,2 Millionen Anteile. Darauf haben sich Facebook und die Zwillinge in einem Gerichtsprozess geeinigt.

David Choe

2005 wurde der Graffiti-Künstler David Choe von Facebook-Präsident Sean Parker engagiert, um Wandgemälde für das erste Büro von Facebook zu gestalten. Als Bezahlung bot Parker dem Künstler entweder "tausende Dollar" Cash oder Anteile im selben Wert an. Choe glaubte zu der Zeit zwar, dass die Idee von Facebook "lächerlich und unnütz" ist, wählte aber trotzdem die Anteile.

Viele "Berater", zu denen auch Choe zählt, erhielten zu der Zeit zwischen 0,1 und 0,25 Prozent des Unternehmens, wie ein ehemaliger Facebook-Mitarbeiter berichtete. Das klingt zwar nicht nach viel, aber bei einem Marktwert von 100 Milliarden US-Dollar sind das mehrere 100 Millionen US-Dollar. David Choes Anteil ist somit rund 200 Millionen US-Dollar wert.

Im Vergleich zu den erwarteten 28,4 Milliarden US-Dollar, die Mark Zuckerberg für seine Anteile bekommen soll, ist das natürlich ein kleiner Betrag. Aber wenn man die Chance hat, für ein Start-up eines Harvard-Abbrechers zu arbeiten, sollte man vielleicht eher Aktien als Cash nehmen. (soc/APA)