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Februar 1962: Angelo Dundee hat Cassius Clay seit etwas mehr als einem Jahr in den Fingern. Der Olympionike hat mit seinem Trainer zehn siegreiche Profikämpfe hinter sich. Vor dem Duo liegt Legendäres.

Foto: APA/AP/Grossi

Tampa/Wien - "Ich möchte 100 werden. Und so wie es aussieht, schaffe ich das auch", sagte Angelo Dundee im Vorjahr anlässlich seines 90. Geburtstages in einem Interview mit der Weltwoche. Leider eine Fehleinschätzung, wie sie dem legendären Boxtrainer selten unterlaufen ist. Am Mittwoch erlag der kleine Mann, der den Jugendlichen Cassius Clay zum Größten namens Muhammad Ali machte, in Tampa, Florida, einem Herzinfarkt.

Ali war nur einer von 15 Boxern, die der als Angelo Merena in Philadelphia geborene Sohn italienischer Einwanderer zu Weltmeistern formte. Doch über den dreimaligen Schwergewichtsweltmeister, den Jahrhundertsportler, den er von 1960 an 20 Jahre lang betreute, ließ Dundee niemanden stellen.

Dundee war für Ali mehr als der selbst in den heikelsten Situationen coole, mit allen Wassern gewaschene Trainer und Taktiker, der für seinen Schützling zum Teil auch dessen unkonventionelles Auftreten konzipierte. Auf seinen Ersatzvater wollte der Champion trotz des Kampfes gegen das weiße Establishment nicht verzichten. Mit dem Satz "Angie ist kein Weißer, er ist Italiener", schmetterte er das Ansinnen der Nation of Islam ab, anstatt Dundee einen schwarzen Trainer zu verpflichten.

Zum letzten Mal sahen sich die beiden bei einem Festakt zu Alis 70. Geburtstag im Jänner. Alis Zustand hat den sonst lebenslustigen Dundee, der in Sugar Ray Leonhard auch einen zweiten Superstar aufgebaut hatte und bis zuletzt regelmäßig am Ring stand, um junge Boxer mit Tipps zu versorgen, jahrelang zutiefst deprimiert. Aufheiternd wirkte allein die Erinnerung an gemeinsames Wirken: "Ich hatte unglaublichen Spaß mit ihm. Und nie das geringste Problem." (sid, lü, DER STANDARD, Printausgabe, 3.2.2012)