Einen "schwarzen Tag für den Fußball" beklagte Joseph S. Blatter, der Präsident des Weltverbandes (Fifa), nach dem Massaker im Stadion von Port Said. Besonders die politische Komponente der Ausschreitungen in der Arena des Klubs Al-Masry schockiert den Schweizer, der sein Spiel am liebsten als völkerverbindend, im übrigen aber als unpolitisch verkauft.

Politisch motiviert oder nicht führten Ausschreitungen rivalisierender Fangruppe in den vergangenen Jahrzehnten schon mehrmals zu verheerenden Stadienkatastrophen. 2001 löste Randale in Accra, Ghana, eine Massenpanik aus, 120 Menschen starben. 39 Tote wurden 1985 im Brüsseler Heysel-Stadion gezählt, nachdem Hooligans aus Liverpool vor dem Meistercup-Finale gegen Juventus Turin Jagd auf Tifosi aus Italien gemacht hatten. Die diesbezüglich schwerste Katastrophe ereignete sich bereits 1964, als in Lima bei Ausschreitungen peruanischer und argentinischer Anhänger 350 Menschen starben.

Dagegen waren die folgenschwersten Unglücke in Europa, 1982 in Moskau (bis zu 340 Tote) und 1989 in Sheffield (96 Tote), Baumängeln und versagenden Ordnerdiensten angesichts von Massenpanik zuzuschreiben.

Gar in einen Krieg mit rund 2100 Todesopfern mündete 1969 ein WM-Qualifikationsspiel zwischen Honduras und El Salvador. Allerdings galt die Partie nur als Auslöser des wegen sozialer und politischer Spannungen vorgezeichneten Konflikts. Ähnliches trifft auf ein Duell zwischen Dinamo Zagreb und Roter Stern Belgrad im Mai 1990 zu. Den Fans der Zagreber gilt dieses gar nicht erst angepfiffene Derby heute noch als Fanal der Balkankriege mit mehr als hunderttausend Opfern. (lü/DER STANDARD, Printausgabe, 3.2.2012)