Bereits seit geraumer Zeit wird Wayland als Nachfolger für den in die Jahre gekommenen X.org-Grafikserver gehandelt, bislang verblieb die Software allerdings in ihrem experimentellen Statuts. Dies soll sich nun bald ändern: Wie der bei Intel beschäftigte Hauptentwickler Kristian Høgsberg in einem für die am Samstag startende Fosdem Interview verrät, visiert man die baldige Veröffentlichung einer stabilen Ausgabe der Software an.

Stabil

Wayland 1.0 soll vor allem eine wichtige Signalfunktion für das weitere Linux-Ökosystem haben, immerhin erklärt man die Schnittstellen damit als stabil. Darüber hinaus betont Høgsberg, dass der Display-Server mittlerweile ohne spezielle Patches für andere Softwarekomponenten betrieben werden kann, sowohl im Kernel als auch bei Mesa seien alle notwendigen Veränderungen mittlerweile in die offiziellen Versionen eingeflossen. Dies gilt natürlich nur in Bezug auf die freien Treiber, die Binär-Treiber von Nvidia und ATI brauchen noch weitere Anpassungen bevor sie mit Wayland zusammenarbeiten.

Toolkits

Um einen wirklich alltagstauglichen Linux-Desktop mit Wayland betreiben zu können, bedarf es natürlich noch einiger Anstrengungen an anderer Stelle, müssen doch auch die einzelnen Programme ihre X-Abhängigkeiten entfernen. Dazu ist es vor allem nötig, dass die jeweils genutzten Toolkits auf Wayland portiert werden. Mit Qt und GTK+ sind die zwei meistgenutzten Toolkits hier auf dem besten Weg dieses Ziel baldigst zu erreichen, auch für die 3D-Bibliothek  Clutter und für EFL gibt es bereits erste Portierungen. Wirklich problematisch könnten hingegen jene Programme werden, die eigene (oder weniger gebräuchliche) Toolkits verwenden, etwa LibreOffice mit seinem sehr speziellen VCL.

Überlegungen

Die Notwendigkeit für Wayland sieht Høgsberg darin, dass X.org vor vielen Jahren unter ganz anderen Voraussetzungen entwickelt wurde, mittlerweile viele Hacks vorgenommen werden mussten, um die von von modernen Desktops erwartete Funktionalität überhaupt zu ermöglichen. Wayland ist von Beginn an wesentlich schlanker konzeptioniert und soll somit nicht zuletzt eine bessere Performance ermöglichen. (apo, derStandard.at, 03.02.11)